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brachyzephalie

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   * //“Dwarf fox”// (Fuchszwerg).\\    * //“Dwarf fox”// (Fuchszwerg).\\ 
  
-Anhand der Vermessungen von CT-Aufnahmen einer Stichprobe von Wildkaninchen und Rassekaninchen ("Klein Chinchilla", "Hermelin", "Schwarzloh", "Holländer", "Russe" und "Angora") wurde von Geiger et al., 2022((Geiger, M., Sánchez‐Villagra, M. R., & Sherratt, E. (2022). Cranial shape variation in domestication: A pilot study on the case of rabbits. Journal of Experimental Zoology Part B: Molecular and Developmental Evolution, 338(8), 532-541)) festgestellt, dass bei den Hauskaninchen die Abmessungen des Gehirns bei kleinen Kaninchen überproportional groß waren, während die Gesichtslänge proportional zur Körpergröße skalierte. Dieses Muster war besonders auffällig bei der kleinsten der untersuchten Rassen, den Hermelin-Kaninchen. Dieses Skalierungsmuster würde zu ähnlichen Veränderungen der Schädelproportionen beitragen, wie sie bereits beschrieben wurden ((Fiorello, C. V., & German, R. Z. 1997. Heterochrony within species: craniofacial growth in giant, standard, and dwarf rabbits. Evolution, 51(1), 250-261)). Obwohl diese Skalierungsbeziehungen bei kleinen Hauskaninchen zu relativ kurzen Hirnschädeln führen (und damit zu einem Muster, das als "allometrische" Brachyzephalie beschrieben werden könnte), scheint dies lediglich das Ergebnis einer negativ allometrischen Skalierung des Hirnschädels zu sein.((Geiger, M., Schoenebeck, J. J., Schneider, R. A., Schmidt, M. J., Fischer, M. S., & Sánchez-Villagra, M. R. 2021. Exceptional changes in skeletal anatomy under domestication: The case of brachycephaly. Integrative Organismal Biology, 3(1), obab023. https://doi.org/10.1093/iob/obab023))+Anhand der Vermessungen von CT-Aufnahmen einer Stichprobe von Wildkaninchen und Rassekaninchen ("Klein Chinchilla", "Hermelin", "Schwarzloh", "Holländer", "Russe" und "Angora") wurde von Geiger et al., 2022((Geiger, M., Sánchez‐Villagra, M. R., & Sherratt, E. (2022). Cranial shape variation in domestication: A pilot study on the case of rabbits. Journal of Experimental Zoology Part B: Molecular and Developmental Evolution, 338(8), 532-541)) festgestellt, dass bei den Hauskaninchen die Abmessungen des Gehirns bei kleinen Kaninchen überproportional groß waren, während die Gesichtslänge proportional zur Körpergröße skalierte. Dieses Muster war besonders auffällig bei der kleinsten der untersuchten Rassen, den Hermelin-Kaninchen. Dieses Skalierungsmuster würde zu ähnlichen Veränderungen der Schädelproportionen beitragen, wie sie bereits beschrieben wurden((Fiorello, C. V., & German, R. Z. 1997. Heterochrony within species: craniofacial growth in giant, standard, and dwarf rabbits. Evolution, 51(1), 250-261)). Obwohl diese Skalierungsbeziehungen bei kleinen Hauskaninchen zu relativ kurzen Hirnschädeln führen (und damit zu einem Muster, das als "allometrische" Brachyzephalie beschrieben werden könnte), scheint dies lediglich das Ergebnis einer negativ allometrischen Skalierung des Hirnschädels zu sein.((Geiger, M., Schoenebeck, J. J., Schneider, R. A., Schmidt, M. J., Fischer, M. S., & Sánchez-Villagra, M. R. 2021. Exceptional changes in skeletal anatomy under domestication: The case of brachycephaly. Integrative Organismal Biology, 3(1), obab023. https://doi.org/10.1093/iob/obab023))
  
 Anmerkung: in ausländischen Arbeiten werden oft Tiere genutzt, die nicht dem deutschen Rassestandard des ZDRK entsprechen. Gemäß diesem beträgt die ideale Ohrlänge von Farbenzwergen und Hermelinkaninchen 5,0 - 6,0 cm (je nach Größenrahmen)((ZDRK, 2018. Bewertungsbestimmungen, Standard für die Beurteilung der Rassekaninchen und Exponate, Auflage 2018, Herausgeber: Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V., Redaktionsleitung: Bernd Graf, Am Kirschgarten 62, 67434 Neustadt, Druck und Verarbeitung: HAGO Druck § Medien GmbH, 76307 Karlsbad, Vertrieb durch die Drucksachenverteilerstelle des ZDRK e.V.)) im Vergleich zu Wildkaninchen mit 6,0 - 8,2 (je nach Größenrahmen)((Niethammer, J. Krapp, F. 2003. Handbuch der Säugetiere Europas. Hasenartige. 1. Auflage. Akad. Verl.-Ges.; Wiesbaden. ISBN 978-3-89104-509-1)). Anmerkung: in ausländischen Arbeiten werden oft Tiere genutzt, die nicht dem deutschen Rassestandard des ZDRK entsprechen. Gemäß diesem beträgt die ideale Ohrlänge von Farbenzwergen und Hermelinkaninchen 5,0 - 6,0 cm (je nach Größenrahmen)((ZDRK, 2018. Bewertungsbestimmungen, Standard für die Beurteilung der Rassekaninchen und Exponate, Auflage 2018, Herausgeber: Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e.V., Redaktionsleitung: Bernd Graf, Am Kirschgarten 62, 67434 Neustadt, Druck und Verarbeitung: HAGO Druck § Medien GmbH, 76307 Karlsbad, Vertrieb durch die Drucksachenverteilerstelle des ZDRK e.V.)) im Vergleich zu Wildkaninchen mit 6,0 - 8,2 (je nach Größenrahmen)((Niethammer, J. Krapp, F. 2003. Handbuch der Säugetiere Europas. Hasenartige. 1. Auflage. Akad. Verl.-Ges.; Wiesbaden. ISBN 978-3-89104-509-1)).
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 Von Capello & Lennox, 2012((Capello, V., Lennox, A. M. 2012. Small Mammal Dentistry. In: Quesenberry, K. E., Carpenter, J. W. (Eds.) Ferrets, Rabbits and Rodents. Clinical Medicine and Surgery. 3rd Ed. Philadelphia, PA : Saunders. ISBN: 978-1-4160-6621-7. 452-471)) wurde in Bezug auf Zahnerkrankungen des Kaninchens u. a. festgestellt: //"Four different primary causes have been reported in the rabbit: congenital and developmental abnormalities, traumatic injuries, abnormal wear, and metabolic bone disease. Congenital jaw mismatch may be caused by prognathism of the mandible or brachygnathism of the maxilla (13, 32). This anatomic condition is common in purebred dwarf rabbits weighing less than 1 kg and in lop rabbits."// In Bezug auf Widderkaninchen (//lop rabbits//) existiert kein belastbarer Nachweis für eine besondere Prädisposition.  Von Capello & Lennox, 2012((Capello, V., Lennox, A. M. 2012. Small Mammal Dentistry. In: Quesenberry, K. E., Carpenter, J. W. (Eds.) Ferrets, Rabbits and Rodents. Clinical Medicine and Surgery. 3rd Ed. Philadelphia, PA : Saunders. ISBN: 978-1-4160-6621-7. 452-471)) wurde in Bezug auf Zahnerkrankungen des Kaninchens u. a. festgestellt: //"Four different primary causes have been reported in the rabbit: congenital and developmental abnormalities, traumatic injuries, abnormal wear, and metabolic bone disease. Congenital jaw mismatch may be caused by prognathism of the mandible or brachygnathism of the maxilla (13, 32). This anatomic condition is common in purebred dwarf rabbits weighing less than 1 kg and in lop rabbits."// In Bezug auf Widderkaninchen (//lop rabbits//) existiert kein belastbarer Nachweis für eine besondere Prädisposition. 
  
-Böhmer, 2014((Böhmer, E. 2014. Warum leiden Hauskaninchen so häufig an Gebiss- und Verdauungsproblemen? Ein Ratgeber für die Ernährung von Kaninchen. München : curoxray, 2014. ISBN 978-3-00-045039-6)) formulierte u. a. folgendes: //"Sind die Schneidezähne bei jungen Kaninchen (4-12 Monate alt) extrem lang und wachsen sie ohne Kontakt und gegenseitigen Abrieb aneinander vorbei, liegt meist ein genetischer Defekt vor. Verantwortlich hierfür ist ein falsch definiertes Zuchtziel; d. h. die Zucht von Kaninchen mit einem möglichst kleinen, runden Köpfchen (sog. „Kindchen-Schema"). Die damit verbundenen verkürzten Kiefer (Brachygnathie) führen zu einer angeborenen Gebissveränderung. Meist besteht eine Verkürzung des Diastemas (zahnloser Bereich hinter den Schneidezähnen) im Oberkiefer, wodurch die Länge von Ober- und Unterkiefer differiert."// Das eine Maloklussion bei Kaninchen "meist" durch einen genetischen Defekt verursacht wird, ist bisher nicht nachgewiesen. Zitierungen verweisen in dieser Hinsicht auf Ergebnisse von Untersuchungen aus Versuchslaboratorien mit [[studien:jackson|Inzuchtlinien]]. Das Zuchtziel mit //"möglichst kleinen runden Köpfchen"// hat nachweislich nichts mit einer angeborenen Gebissveränderung (Brachygnathie) zu tun.+Böhmer, 2014((Böhmer, E. 2014. Warum leiden Hauskaninchen so häufig an Gebiss- und Verdauungsproblemen? Ein Ratgeber für die Ernährung von Kaninchen. München : curoxray, 2014. ISBN 978-3-00-045039-6)) formulierte u. a. folgendes: //"Sind die Schneidezähne bei jungen Kaninchen (4-12 Monate alt) extrem lang und wachsen sie ohne Kontakt und gegenseitigen Abrieb aneinander vorbei, liegt meist ein genetischer Defekt vor. Verantwortlich hierfür ist ein falsch definiertes Zuchtziel; d. h. die Zucht von Kaninchen mit einem möglichst kleinen, runden Köpfchen (sog. „Kindchen-Schema"). Die damit verbundenen verkürzten Kiefer (Brachygnathie) führen zu einer angeborenen Gebissveränderung. Meist besteht eine Verkürzung des Diastemas (zahnloser Bereich hinter den Schneidezähnen) im Oberkiefer, wodurch die Länge von Ober- und Unterkiefer differiert."// Dass eine Maloklussion bei Kaninchen "meist" durch einen genetischen Defekt verursacht wird, ist bisher nicht nachgewiesen. Zitierungen verweisen in dieser Hinsicht auf Ergebnisse von Untersuchungen aus Versuchslaboratorien mit [[studien:jackson|Inzuchtlinien]]. Das Zuchtziel mit //"möglichst kleinen runden Köpfchen"// hat nachweislich nichts mit einer angeborenen Gebissveränderung (Brachygnathie) zu tun.
  
 Furler-Mihali, 2019((Furler-Mihali, A. I. 2019. Qualzucht bei Kaninchen & Co. In: Fitzi-Rathgen, J. (Hrsg). Referate der 7. Heimtiertagung. Extremzuchten bei Heimtieren – vielfältig, komplex und oftmals leidvoll. Schweizer Tierschutz STS, Olten, 18. Oktober 2019. S. 31-34. Online, Abruf am 31.08.2022 von http://www.stvt.ch/wp-content/uploads/2020/04/REFERATEBAND-Heimtiertagung-2019-d.pdf)) trug auf einer Tagung auch folgendes vor: //"Die veränderte gedrungene Schädelform verursacht bei Zwergkaninchen eine Kieferverkürzung (Brachygnathie), welche die Nahrungsaufnahme erschwert und einschränkt."// Die "Brachygnatie" ist eine eigenständige, genetisch bedingte Erkrankung, die nichts mit einer Schädelform zu tun hat. Furler-Mihali, 2019((Furler-Mihali, A. I. 2019. Qualzucht bei Kaninchen & Co. In: Fitzi-Rathgen, J. (Hrsg). Referate der 7. Heimtiertagung. Extremzuchten bei Heimtieren – vielfältig, komplex und oftmals leidvoll. Schweizer Tierschutz STS, Olten, 18. Oktober 2019. S. 31-34. Online, Abruf am 31.08.2022 von http://www.stvt.ch/wp-content/uploads/2020/04/REFERATEBAND-Heimtiertagung-2019-d.pdf)) trug auf einer Tagung auch folgendes vor: //"Die veränderte gedrungene Schädelform verursacht bei Zwergkaninchen eine Kieferverkürzung (Brachygnathie), welche die Nahrungsaufnahme erschwert und einschränkt."// Die "Brachygnatie" ist eine eigenständige, genetisch bedingte Erkrankung, die nichts mit einer Schädelform zu tun hat.
  
-Die Tierärztin Dr. Ratsch, H., 2019 ((Ratsch, H. 2019. Anti-Qualzucht-Kampagne: „Das ist doch krank!“. wir-sind-tierarzt.de. Online, Abruf am 07.08.2022 von https://www.wir-sind-tierarzt.de/2019/10/anti-qualzucht-kampagne-tieraerztekammer-berlin/)) äußerte u. a. zu "Qualzucht-Merkmalen" bei Kaninchen mit Bezug auf Zuchtziele wie //"Kurzer Kopf"//, //"Zwergwuchs"//, //"Hängeohren"// oder //"Fellbeschaffenheit"//:\\ +Die Tierärztin Dr. Ratsch, H., 2019((Ratsch, H. 2019. Anti-Qualzucht-Kampagne: „Das ist doch krank!“. wir-sind-tierarzt.de. Online, Abruf am 07.08.2022 von https://www.wir-sind-tierarzt.de/2019/10/anti-qualzucht-kampagne-tieraerztekammer-berlin/)) äußerte u. a. zu "Qualzucht-Merkmalen" bei Kaninchen mit Bezug auf Zuchtziele wie //"Kurzer Kopf"//, //"Zwergwuchs"//, //"Hängeohren"// oder //"Fellbeschaffenheit"//:\\ 
  
 //"Aufgrund der kurzen Kieferknochen haben sie Zahnprobleme, denn es ist zu wenig Platz für alle Zähne."//\\  //"Aufgrund der kurzen Kieferknochen haben sie Zahnprobleme, denn es ist zu wenig Platz für alle Zähne."//\\ 
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 (Orig. engl.: //"Additionally, rabbits with erect ears or normocephalic skull shapes should not be overlooked in practice - these types of rabbits also have a high risk of dental disease."//) (Orig. engl.: //"Additionally, rabbits with erect ears or normocephalic skull shapes should not be overlooked in practice - these types of rabbits also have a high risk of dental disease."//)
  
-(Jackson //et al//., 2024((Jackson, M. A., Burn, C. C., Hedley, J., Brodbelt, D. C., & O'Neill, D. G. 2024. Dental disease in companion rabbits under UK primary veterinary care: Frequency and risk factors. Veterinary Record, 194(6).)))+([[krankheiten:krankheiten#Jackson et al., 2024|Jackson et al., 2024]]((Jackson, M. A., Burn, C. C., Hedley, J., Brodbelt, D. C., & O'Neill, D. G. 2024. Dental disease in companion rabbits under UK primary veterinary care: Frequency and risk factors. Veterinary Record, 194(6).))) 
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 +==== Jackson et al., 2025 ==== 
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 +Jackson //et al//., 2025 ermittelten Risikofaktoren für Anomalien der [[krankheiten:zahnfehler#Jackson et al., 2025|Zähne]]((Jackson, M. A., Betts, M., Hedley, J., & Burn, C. C. 2025. Rabbit Dental Abnormalities: Investigation of Conformational Risk Factors in a Pedigree Rabbit Population. Animals: an Open Access Journal from MDPI, 15(7), 980.)) und [[krankheiten:ohrerkrankungen#Risikofaktoren für Anomalien der Ohren|Ohren]]((Jackson, M. A., Betts, M., Hedley, J., & Burn, C. C. 2025. Rabbit conformational predispositions to ear abnormalities: field study of a pedigree population. The Veterinary Journal, 106497.)) bei Rassekaninchen des //British Rabbit Council// ([[hauskaninchen:kaninchenrassen#Kaninchenrassen im 21. Jahrhundert|BRC]]).
  
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brachyzephalie.1759560554.txt.gz · Zuletzt geändert: von kathrin

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