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krankheiten:schnupfen

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krankheiten:schnupfen [2025/09/13 07:41] – [Klinisches Bild] kathrinkrankheiten:schnupfen [2025/10/04 21:36] (aktuell) – [Erreger] kathrin
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 Eine vorbestehende oder gleichzeitige Infektion mit anderen Erregern der Atemwege, insbesondere //B. bronchiseptica// oder //Mannheimia haemolytica//, verstärkt die Besiedlung mit //P. multocida// erheblich und kann zu schweren Erkrankungen führen((Wilson, B. A., & Ho, M. 2013. Pasteurella multocida: from zoonosis to cellular microbiology. Clinical microbiology reviews, 26(3), 631-655)). Eine vorbestehende oder gleichzeitige Infektion mit anderen Erregern der Atemwege, insbesondere //B. bronchiseptica// oder //Mannheimia haemolytica//, verstärkt die Besiedlung mit //P. multocida// erheblich und kann zu schweren Erkrankungen führen((Wilson, B. A., & Ho, M. 2013. Pasteurella multocida: from zoonosis to cellular microbiology. Clinical microbiology reviews, 26(3), 631-655)).
  
-In einer Dissertation wurde von Reuschel, 2018((Reuschel, M. 2018. Untersuchungen zur Bildgebung des Kaninchenohres mit besonderer Berücksichtigung der Diagnostik einer Otitis bei unterschiedlichen Kaninchenrassen. Tierärztliche Hochschule Hannover. Dissertation. ISBN 978-3-86345-460-9)) über das Vorkommen von von obligat anaeroben gramnegativen Bakterien in den Ohren erkrankter Widderkaninchen berichtet und vermutet, dass dies auf den "Luftabschluss" in den Ohren von Widderkaninchen zurückzuführen seien. Bei den Erregern handelte es sich um Fusobakterien sowie Mitglieder der Gattung Prevotella als sporenlose, obligate Anaerobier. Beide Erreger kommen natürlicherweise vor allem in der Mundschleimhaut vor und sind an Ober- und Unterkieferabszessen sowie allgemein an Abszessen im Kopfbereich beteiligt.((Meredith, A. 2014. Dermatoses. In: Meredith, A., & Lord, B. (Ed.): BSAVA Manual of Rabbit Medicine. Gloucester : British Small Animal Veterinary Association. 255-263))((Tyrrell, K. L., Citron, D. M., Jenkins, J. R., & Goldstein, E. J. 2002. Periodontal bacteria in rabbit mandibular and maxillary abscesses. Journal of clinical microbiology, 40(3), 1044-1047))((Jekl, V., Jeklova, E., Hauptman, K. 2023. Radical debridement guided by advanced imaging and frequent monitoring is an effective approach for the treatment of odontogenic abscesses and jaw osteomyelitis in rabbits: a review of 200 cases (2018–2023). J Am Vet Med Assoc. 2023;261(S2):52–61. doi:10.2460/javma.23.06.0)) Wenn diese Bakterien in der Paukenhöhle (Bulla tympanica) gefunden werden, stammen sie also vermutlich aus dem Maulbereich durch Abszesse in den Kiefern und können über die "Eustachische Röhre" (//Tuba auditiva//) in das Mittelohr gelangt sein.+In einer Dissertation wurde von Reuschel, 2018((Reuschel, M. 2018. Untersuchungen zur Bildgebung des Kaninchenohres mit besonderer Berücksichtigung der Diagnostik einer Otitis bei unterschiedlichen Kaninchenrassen. Tierärztliche Hochschule Hannover. Dissertation. ISBN 978-3-86345-460-9)) über das Vorkommen von von obligat anaeroben gramnegativen Bakterien in den Ohren erkrankter Widderkaninchen berichtet und vermutet, dass dies auf den "Luftabschluss" in den Ohren von Widderkaninchen zurückzuführen seien. Bei den Erregern handelte es sich um Fusobakterien sowie Mitglieder der Gattung Prevotella als sporenlose, obligate Anaerobier. Beide Erreger kommen natürlicherweise vor allem in der Mundschleimhaut vor und sind an Ober- und Unterkieferabszessen sowie allgemein an [[abszesse|Abszessen]] im Kopfbereich beteiligt.((Meredith, A. 2014. Dermatoses. In: Meredith, A., & Lord, B. (Ed.): BSAVA Manual of Rabbit Medicine. Gloucester : British Small Animal Veterinary Association. 255-263.))((Tyrrell, K. L., Citron, D. M., Jenkins, J. R., & Goldstein, E. J. 2002. Periodontal bacteria in rabbit mandibular and maxillary abscesses. Journal of clinical microbiology, 40(3), 1044-1047.))((Jekl, V., Jeklova, E., Hauptman, K. 2023. Radical debridement guided by advanced imaging and frequent monitoring is an effective approach for the treatment of odontogenic abscesses and jaw osteomyelitis in rabbits: a review of 200 cases (2018–2023). J Am Vet Med Assoc. 2023;261(S2):52–61. doi:10.2460/javma.23.06.0)) Wenn diese Bakterien in der Paukenhöhle (Bulla tympanica) gefunden werden, stammen sie also vermutlich aus dem Maulbereich durch Abszesse in den Kiefern und können über die "Eustachische Röhre" (//Tuba auditiva//) in das Mittelohr gelangt sein.
 ===== Einfluss der Rasse / des Phänotyps ===== ===== Einfluss der Rasse / des Phänotyps =====
 Mikoni et al., 2024((Mikoni, N., Guzman, D. S. M., Beaufrère, H., & Phillips, K. (2024). Computed tomographic findings of nasal and paranasal disease in domestic rabbits highlight maxillary sinusitis and close association with dental disease: 100 studies (2004–2024). Journal of the American Veterinary Medical Association, 1(aop), 1-10. https://doi.org/10.2460/javma.24.05.0330)) analysierten Daten von 69 Heimkaninchen mit insgesamt 100 CT-Aufnahmen. Von 57 Tieren war die Rasse bekannt. Mit 30 Tieren (52,6%) waren Widderkaninchen etwas häufiger vertreten als andere Stehohrrassen: Netherland dwarf (10/57 [17.5%]), Rex breeds (5/57 [9.8%]), New Zealand Whites (5/57 [9.8%]), English spots (2/57 [3.5%]), Lionheads (2/57 [3.5%]), Flemish giant (1/57 [1.8%]), Silver Marten (1/57 [1.8%]) und Californian (1/57 [1.8%]). Symptome der oberen Atemwege (48 von 69 [69,6 %]) und zahnbezogene Störungen (21 von 69 [31,9 %]) waren die häufigsten Beschwerden. Rhinitis (49 von 69 [71,0 %]), Sinusitis (50 von 69 [72,5 %]) und beides (40 von 69 [60,0 %]) wurden am häufigsten diagnostiziert, wobei die Zerstörung der Nasenmuschel (48 von 69 [69,6 %]) und der Verlust des Alveolarknochens der benachbarten Zähne (51 von 69 [73,9 %]) häufige Befunde waren. Sinusitis trat am häufigsten in den ventralen (48 von 50 [96,0 %]) und dorsalen (33 von 50 [66,0 %]) Vertiefungen der Kieferhöhle auf. Mehrere CT-Variablen waren signifikant korreliert (P < .05); davon waren der Verlust des Alveolarknochens der Schneidezähne und des zweiten Prämolaren im Oberkiefer mit dem Grad der Rhinitis bzw. mit der Sinusitis und dem Grad der Sinusitis im ventralen Rezess der Kieferhöhle korreliert (P < .001). Laut den Autoren waren in dieser Studie die häufigsten Rassen, bei denen eine Nasenerkrankung festgestellt wurde, Kaninchen mit Stehohren. Die Rassenverteilung stand im Einklang mit der zunehmenden Beliebtheit brachyzephaler Kaninchenrassen. Frühere Studien von Johnson & Burn, 2019((Johnson, J. C., & Burn, C. C. 2019. Lop‐eared rabbits have more aural and dental problems than erect‐eared rabbits: a rescue population study. Veterinary Record, 185(24), 758-758. https://doi.org/10.1136/vr.10516)) hätten hervorgehoben, dass diese Rassen im Vergleich zu Stehohrkaninchen aufgrund der Unterschiede in ihrer knorpeligen Ohranatomie häufiger an Ohrenkrankheiten erkranken würden (retrospektive Fallserie mit 30 subjektiv ausgewählten Tiere aus einem Tierheim). Die Daten widersprechen sich jedoch in Bezug auf die Frage, ob diese Rassen anfälliger für andere Probleme wie Zahnerkrankungen sind. Alter, Geschlecht, Reproduktionsstatus und Rasse (Stehohr vs. Hängeohr) hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer schwereren Rhinitis (alle P > .05). Kaninchen mit Stehohren hatten ein signifikant höheres Risiko für eine schwerere Sinusitis (proportionale OR, 6,7; 95% CI, 1,5 bis 31,4; P = .015) als Kaninchen mit Hängeohren. Alter, Geschlecht und Fortpflanzungsstatus hatten keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Sinusitis (alle P > .05).\\  Mikoni et al., 2024((Mikoni, N., Guzman, D. S. M., Beaufrère, H., & Phillips, K. (2024). Computed tomographic findings of nasal and paranasal disease in domestic rabbits highlight maxillary sinusitis and close association with dental disease: 100 studies (2004–2024). Journal of the American Veterinary Medical Association, 1(aop), 1-10. https://doi.org/10.2460/javma.24.05.0330)) analysierten Daten von 69 Heimkaninchen mit insgesamt 100 CT-Aufnahmen. Von 57 Tieren war die Rasse bekannt. Mit 30 Tieren (52,6%) waren Widderkaninchen etwas häufiger vertreten als andere Stehohrrassen: Netherland dwarf (10/57 [17.5%]), Rex breeds (5/57 [9.8%]), New Zealand Whites (5/57 [9.8%]), English spots (2/57 [3.5%]), Lionheads (2/57 [3.5%]), Flemish giant (1/57 [1.8%]), Silver Marten (1/57 [1.8%]) und Californian (1/57 [1.8%]). Symptome der oberen Atemwege (48 von 69 [69,6 %]) und zahnbezogene Störungen (21 von 69 [31,9 %]) waren die häufigsten Beschwerden. Rhinitis (49 von 69 [71,0 %]), Sinusitis (50 von 69 [72,5 %]) und beides (40 von 69 [60,0 %]) wurden am häufigsten diagnostiziert, wobei die Zerstörung der Nasenmuschel (48 von 69 [69,6 %]) und der Verlust des Alveolarknochens der benachbarten Zähne (51 von 69 [73,9 %]) häufige Befunde waren. Sinusitis trat am häufigsten in den ventralen (48 von 50 [96,0 %]) und dorsalen (33 von 50 [66,0 %]) Vertiefungen der Kieferhöhle auf. Mehrere CT-Variablen waren signifikant korreliert (P < .05); davon waren der Verlust des Alveolarknochens der Schneidezähne und des zweiten Prämolaren im Oberkiefer mit dem Grad der Rhinitis bzw. mit der Sinusitis und dem Grad der Sinusitis im ventralen Rezess der Kieferhöhle korreliert (P < .001). Laut den Autoren waren in dieser Studie die häufigsten Rassen, bei denen eine Nasenerkrankung festgestellt wurde, Kaninchen mit Stehohren. Die Rassenverteilung stand im Einklang mit der zunehmenden Beliebtheit brachyzephaler Kaninchenrassen. Frühere Studien von Johnson & Burn, 2019((Johnson, J. C., & Burn, C. C. 2019. Lop‐eared rabbits have more aural and dental problems than erect‐eared rabbits: a rescue population study. Veterinary Record, 185(24), 758-758. https://doi.org/10.1136/vr.10516)) hätten hervorgehoben, dass diese Rassen im Vergleich zu Stehohrkaninchen aufgrund der Unterschiede in ihrer knorpeligen Ohranatomie häufiger an Ohrenkrankheiten erkranken würden (retrospektive Fallserie mit 30 subjektiv ausgewählten Tiere aus einem Tierheim). Die Daten widersprechen sich jedoch in Bezug auf die Frage, ob diese Rassen anfälliger für andere Probleme wie Zahnerkrankungen sind. Alter, Geschlecht, Reproduktionsstatus und Rasse (Stehohr vs. Hängeohr) hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer schwereren Rhinitis (alle P > .05). Kaninchen mit Stehohren hatten ein signifikant höheres Risiko für eine schwerere Sinusitis (proportionale OR, 6,7; 95% CI, 1,5 bis 31,4; P = .015) als Kaninchen mit Hängeohren. Alter, Geschlecht und Fortpflanzungsstatus hatten keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Sinusitis (alle P > .05).\\ 
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 Ein weiteres Problem sind wetter- und klimatische Einflüsse. Trockene, heiße Luft führt zu niedriger Luftfeuchtigkeit, die die Schleimhäute als natürliche Schutzbarriere austrocknen lässt und damit ein leichtes Anheften von Erregern ermöglicht. Nach den Wintermonaten ist das Immunsystem geschwächt, insbesondere dann, wenn Faktoren wie eine suboptimale Fütterung oder schlechte Haltungsbedingungen (aus Kaninchensicht) dazukommen.  Ein weiteres Problem sind wetter- und klimatische Einflüsse. Trockene, heiße Luft führt zu niedriger Luftfeuchtigkeit, die die Schleimhäute als natürliche Schutzbarriere austrocknen lässt und damit ein leichtes Anheften von Erregern ermöglicht. Nach den Wintermonaten ist das Immunsystem geschwächt, insbesondere dann, wenn Faktoren wie eine suboptimale Fütterung oder schlechte Haltungsbedingungen (aus Kaninchensicht) dazukommen. 
  
-Stress ist ein allgemein unterschätzter Faktor, weil Kaninchen äußerlich nicht erkennbar darauf reagieren. Stressoren können, neben den bereits genannten, z. B. Transporte, Ortswechsel und neue Partnertiere sein.+Stress ist ein allgemein unterschätzter Faktor, weil Kaninchen äußerlich nicht erkennbar darauf reagieren. Stressoren können, neben den bereits genannten, z. B. Transporte, Ortswechsel und [[verhalten:vergesellschaftung|neue Partnertiere]] sein.
  
 Das Vorhandensein von //P. multocida// oder einer anderen bakteriellen Infektion und eine Atrophie der Nasenmuscheln schließt die Möglichkeit eines zugrundeliegenden Fremdkörpers oder perapikalen Abszesses an einer Zahnwurzel nicht aus. Große Abszesse oder Rhinolithen (verkrustete Fremdkörper) können sich in den Nasengängen aufgrund einer Zahnwurzelinfektion bilden.((Varga, M. 2016. Textbook of Rabbit Medicine. 2nd Edition. s.l. : Butterworth-Heinemann, Elsevier, 2014. ISBN 978-0-7020-4979-8)) Das Vorhandensein von //P. multocida// oder einer anderen bakteriellen Infektion und eine Atrophie der Nasenmuscheln schließt die Möglichkeit eines zugrundeliegenden Fremdkörpers oder perapikalen Abszesses an einer Zahnwurzel nicht aus. Große Abszesse oder Rhinolithen (verkrustete Fremdkörper) können sich in den Nasengängen aufgrund einer Zahnwurzelinfektion bilden.((Varga, M. 2016. Textbook of Rabbit Medicine. 2nd Edition. s.l. : Butterworth-Heinemann, Elsevier, 2014. ISBN 978-0-7020-4979-8))
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