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wildkaninchen:nahrung

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 ====== Nahrung ====== ====== Nahrung ======
-Unter Nahrung wird Ess- und Trinkbares verstanden, das ein Lebewesen zum Aufbau und Erhaltung des Organismus sowie zur Fortpflanzung benötigt. Entsprechend der bevorzugten, das heißt überwiegenden Aufnahme von Nahrung unterscheidet man zwischen Fleischfressern (Karnivoren), Pflanzenfressern (Herbivoren) und Allesfressern (Omnivoren). Pflanzenfresser werden wiederum unterschieden in:+<imgcaption label1|Wildkaninchen frisst ein Breitwegerichblatt (Plantago major)>{{ wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_leaf_01.jpg?250}}</imgcaption>Unter Nahrung wird Ess- und Trinkbares verstanden, das ein Lebewesen zum Aufbau und Erhaltung des Organismus sowie zur Fortpflanzung benötigt. Entsprechend der bevorzugten, das heißt überwiegenden Aufnahme von Nahrung unterscheidet man zwischen Fleischfressern (Karnivoren), Pflanzenfressern (Herbivoren) und Allesfressern (Omnivoren). Pflanzenfresser werden wiederum unterschieden in:
   * Blattfresser (, Folivore bzw. Phyllophage),   * Blattfresser (, Folivore bzw. Phyllophage),
   * Holzfresser (Xylophage),   * Holzfresser (Xylophage),
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   * Wurzelfresser (Rhizophage).\\    * Wurzelfresser (Rhizophage).\\ 
  
-<imgcaption label1|Wildkaninchen frisst ein Breitwegerichblatt (Plantago major)>{{wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_leaf_01.jpg}}</imgcaption>\\  +<imgcaption label2|Wildkaninchen frisst Acker-Schöterich-Blätter (Erysimum cheiranthoides)>{{ wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_leaf_02.jpg?250}}</imgcaption>Das Kaninchen zählt unter den Herbivoren zu den Folivoren. Das heißt, es ernährt sich bevorzugt von Pflanzen und von diesen wiederum von den Blättern. "Bevorzugt" bedeutet, dass es blättrige Bestandteile von grünen Pflanzen anderer Nahrung vorzieht, solange diese die Nährstoffe enthält, die es zum Aufbau und Erhalt seines Körpers und zur Fortpflanzung benötigt.\\ 
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-Das Kaninchen zählt unter den Herbivoren zu den Folivoren. Das heißt, es ernährt sich bevorzugt von Pflanzen und von diesen wiederum von den Blättern. "Bevorzugt" bedeutet, dass es blättrige Bestandteile von grünen Pflanzen anderer Nahrung vorzieht, solange diese die Nährstoffe enthält, die es zum Aufbau und Erhalt seines Körpers und zur Fortpflanzung benötigt.\\  +
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-<imgcaption label2|Wildkaninchen frisst Acker-Schöterich-Blätter (Erysimum cheiranthoides)>{{wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_leaf_02.jpg}}</imgcaption>\\ +
  
 Daneben kann auch andere Nahrung als Ersatz oder als Ergänzung gefressen werden, so z. B. Wurzeln, Samen, Früchte, kleine Zweige oder Äste sowie die Rinde von Bäumen und Sträuchern.\\   Daneben kann auch andere Nahrung als Ersatz oder als Ergänzung gefressen werden, so z. B. Wurzeln, Samen, Früchte, kleine Zweige oder Äste sowie die Rinde von Bäumen und Sträuchern.\\  
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-<imgcaption label3|Wildkaninchen frisst Weidelgrasblätter und -samen (Lolium perenne)>{{wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_leaf_grain_01.jpg}}</imgcaption>\\  
  
 Die Verfügbarkeit der Nahrung des Kaninchens ist abhängig von: Die Verfügbarkeit der Nahrung des Kaninchens ist abhängig von:
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   * dem Wetter.\\    * dem Wetter.\\ 
  
-Das Wildkaninchen ist ursprünglich aus Asien nach Europa [[wildkaninchen:geschichte|eingewandert]], wurde während der Eiszeiten bis nach Spanien und Portugal zurückgedrängt und ernährte sich immer vorwiegend von Gräsern und Kräutern. Heutige Berichte von Wildkaninchen auf entfernten Kontinenten oder Inseln gehen immer auf deren Ansiedelung durch den Menschen dort zurück. Dadurch war es gezwungen, sich an dortige Gegebenheiten anzupassen.\\ <imgcaption label4|Wildkaninchen frisst Grassamen>{{wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_grain_01.jpg}}</imgcaption>\\ +<imgcaption label3|Wildkaninchen frisst Weidelgrasblätter und -samen (Lolium perenne)>{{ wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_leaf_grain_01.jpg?250}}</imgcaption>Das Wildkaninchen ist ursprünglich aus Asien nach Europa [[wildkaninchen:geschichte|eingewandert]], wurde während der Eiszeiten bis nach Spanien und Portugal zurückgedrängt und ernährte sich immer vorwiegend von Gräsern und Kräutern. Heutige Berichte von Wildkaninchen auf entfernten Kontinenten oder Inseln gehen immer auf deren Ansiedelung durch den Menschen dort zurück. Dadurch war es gezwungen, sich an dortige Gegebenheiten anzupassen.\\  
  
 Nicht immer war die Ansiedelung in fremden Lebensräumen von Erfolg gekrönt. Das heißt, die Anpassungsfähigkeit (Elastizität) des Organismus des Kaninchens hat seine Grenzen. Es gibt z. B. Berichte über das Fressen von Tang auf den [[wildkaninchen:Kerguelen|Kerguelen]]((Flux, J. E. C. & Fullagar, P. J. (1992): World distribution of the rabbit (Oryctolagus cuniculus) on islands.  Mammal Review 22. 151-205)), allerdings zahlt das Kaninchen dafür einen hohen Preis, denn nur 10% der Populationen dort überleben strenge Winter.  Nicht immer war die Ansiedelung in fremden Lebensräumen von Erfolg gekrönt. Das heißt, die Anpassungsfähigkeit (Elastizität) des Organismus des Kaninchens hat seine Grenzen. Es gibt z. B. Berichte über das Fressen von Tang auf den [[wildkaninchen:Kerguelen|Kerguelen]]((Flux, J. E. C. & Fullagar, P. J. (1992): World distribution of the rabbit (Oryctolagus cuniculus) on islands.  Mammal Review 22. 151-205)), allerdings zahlt das Kaninchen dafür einen hohen Preis, denn nur 10% der Populationen dort überleben strenge Winter. 
  
-Auch in [[wildkaninchen:australien|Australien]] wurde das Kaninchen durch den Menschen eingeführt. Je nach den dortigen Bedingungen gelang ihm die Ausbreitung. Tatsächlich hat ihm der Mensch die Möglichkeit geschaffen, in entfernte Gebiete vorzudringen, indem er Weideflächen für Schafe und Rinder schuf. Damit stellte er auch dem Wildkaninchen die Nahrung zur Verfügung, die sein Überleben und die weitere Ausbreitung ermöglichte. Erste Ansiedelungsversuche in Neuseeland und Australien schlugen nämlich fehl - weil die arttypische Nahrung fehlte.\\ +<imgcaption label4|Wildkaninchen frisst Grassamen>{{ wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_grain_01.jpg?250}}</imgcaption>Auch in [[wildkaninchen:australien|Australien]] wurde das Kaninchen durch den Menschen eingeführt. Je nach den dortigen Bedingungen gelang ihm die Ausbreitung. Tatsächlich hat ihm der Mensch die Möglichkeit geschaffen, in entfernte Gebiete vorzudringen, indem er Weideflächen für Schafe und Rinder schuf. Damit stellte er auch dem Wildkaninchen die Nahrung zur Verfügung, die sein Überleben und die weitere Ausbreitung ermöglichte. Erste Ansiedelungsversuche in Neuseeland und Australien schlugen nämlich fehl - weil die arttypische Nahrung fehlte.\\ 
  
-<imgcaption label5|Wildkaninchen frisst Brombeerblüten (Rubus sectio Rubus)>{{wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_bloom_01.jpg}}</imgcaption>\\ +Der Gymnasiallehrer Schäfer schrieb 1844 über Wildkaninchen in Rheinland-Pfalz zu seiner Zeit"//Die Kaninchen sind listig und vorsichtig, von scharfen Sinnen, und vermehren sich stark. [...] und thun daselbst großen Schaden an den Futterkräutern und der jungen Fruchtsaat.//"((Schäfer, M. 1844. Moselfauna oder Handbuch der Zoologie, enthaltend die Aufzählung und Beschreibung der im Regierungsbezirke Trier beobachteten Thiere Theil I. Trier : Fr. Lintz'sche Buchhandlung. S. 44))\\
  
-Der Gymnasiallehrer Schäfer schrieb 1844 über Wildkaninchen in Rheinland-Pflaz zu seiner Zeit: "//Die Kaninchen sind listig und vorsichtigvon scharfen Sinnen, und vermehren sich stark[...und thun daselbst großen Schaden an den Futterkräutern und der jungen Fruchtsaat.//"((SchäferM1844. Moselfauna oder Handbuch der Zoologie, enthaltend die Aufzählung und Beschreibung der im Regierungsbezirke Trier beobachteten Thiere Theil ITrier : FrLintz'sche BuchhandlungS. 44))\\+<imgcaption label5|Wildkaninchen frisst Brombeerblüten (Rubus sectio Rubus)>{{ wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_bloom_01.jpg?250}}</imgcaption>Otto Le Roi und August Reichensperger berichteten 1913 folgendes über das Wildkaninchen im Gebiet der Eifel im Rheinland:"//Außer Rot- und Auerwilddie beide schon früher im Gebiet heimisch waren und heute wieder dort lebenzählten dauernd oder vorübergehend zur Eifelfauna noch andere Wildarten, welche ein fremdes Element in dieselbe hineintrugen. Hier hin gehört das Kaninchen (Lepus cuniculus L.), ein heute an vielen Orten und in großer Zahl vorkommender und meist sehr unerwünschter Bewohner geeigneter Lagen. Es ist schon seit langer Zeit - wenigstens seit 200 Jahren - im Gebiet heimisch, ohne das sich mit Sicherheit sagen ließe, wann es eingebürgert wurde.//"((Le Roi, O.; Reichensperger, A1913Die Tierwelt der Eifel in ihren Beziehungen zur Vergangenheit und Gegenwart. Eifel-Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des Eifelvereins : 1888 - 1913 / im Auftr. des Hauptvorstandes hrsg. von Alfred Herrmann. Bonn : Selbstverl. d. Eifelvereins [u.a.], 1913. S. 186-210)). Darauf bezugnehmend, schrieb Zillig, 1934 über Schäden an Weinreben in diesem Gebiet:"//Das Wildkaninchen richtet in den Weinbergen der Untermosel erhebliche Schaden an und macht sich seit einigen Jahren auch an der Obermosel als Rebschädling bemerkbar.//"((ZilligH(1934): Das Wildkaninchen als Rebschädling an der Mosel und in den übrigen deutschen  WeinbaugebietenJournal of Pest Science Vol10, 780-83))
  
-Otto Le Roi und August Reichensperger berichteten 1913 folgendes über das Wildkaninchen im Gebiet der Eifel im Rheinland:"//Außer Rot- und Auerwild, die beide schon früher im Gebiet heimisch waren und heute wieder dort leben, zählten dauernd oder vorübergehend zur Eifelfauna noch andere Wildarten, welche ein fremdes Element in dieselbe hineintrugen. Hier hin gehört das Kaninchen (Lepus cuniculus L.), ein heute an vielen Orten und in großer Zahl vorkommender und meist sehr unerwünschter Bewohner geeigneter Lagen. Es ist schon seit langer Zeit - wenigstens seit 200 Jahren - im Gebiet heimisch, ohne das sich mit Sicherheit sagen ließe, wann es eingebürgert wurde.//"((Le Roi, O.; Reichensperger, A. 1913. Die Tierwelt der Eifel in ihren Beziehungen zur Vergangenheit und Gegenwart. Eifel-Festschrift zur 25jährigen Jubelfeier des Eifelvereins 1888 - 1913 / im Auftr. des Hauptvorstandes hrsg. von Alfred Herrmann. Bonn Selbstverld. Eifelvereins [u.a.], 1913. S. 186-210)). Darauf bezugnehmend, schrieb Zillig, 1934 über Schäden an Weinreben in diesem Gebiet:"//Das Wildkaninchen richtet in den Weinbergen der Untermosel erhebliche Schaden an und macht sich seit einigen Jahren auch an der Obermosel als Rebschädling bemerkbar.//"((Zillig, H. (1934): Das Wildkaninchen als Rebschädling an der Mosel und in den übrigen deutschen  Weinbaugebieten. Journal of Pest Science Vol. 10, 7. 80-83)) +<imgcaption label6|Wildkaninchen frisst Spitzwegerichwurzel (Plantago lanceolata)>{{ wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_root_01.jpg?250}}</imgcaption>Der Privatforstmeister Max Lincke((Lincke, M. (1943): Das Wildkaninchen. Naturbeschreibung, Jagd, Fang, Abwehr und Verwertung, sowie die  als Jagdgehilfen verwendeten Tiere. Neudamm: Neumann)) stellte 1943 u. a. eine große Vorliebe wilder Kaninchen für reifes [[pflanzen:monographie:getreide|Getreide]] fest. Zur Erntezeit erkletterten sie die zusammengestellten Garben (Hocken) und fraßen die Körner aus den Ähren, wobei sie auch tagsüber unter den Hocken blieben, um auf diese bequeme Art abends weiter fressen zu können. Halme wurden in großen Mengen abgebissen, um an die Körner zu gelangen. Auch sonst wurden zum Teil beträchtliche Anstrengungen unternommen, um an die begehrte Nahrung zu gelangen. Lincke beschrieb sie dabei als "//flink und gewandt wie Eichhörnchen//".\\ 
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-Der Privatforstmeister Max Lincke((Lincke, M. (1943): Das Wildkaninchen. Naturbeschreibung, Jagd, Fang, Abwehr und Verwertung, sowie die  als Jagdgehilfen verwendeten Tiere. Neudamm: Neumann)) stellte 1943 u. a. eine große Vorliebe wilder Kaninchen für reifes [[pflanzen:monographie:getreide|Getreide]] fest. Zur Erntezeit erkletterten sie die zusammengestellten Garben (Hocken) und fraßen die Körner aus den Ähren, wobei sie auch tagsüber unter den Hocken blieben, um auf diese bequeme Art abends weiter fressen zu können. Halme wurden in großen Mengen abgebissen, um an die Körner zu gelangen. Auch sonst wurden zum Teil beträchtliche Anstrengungen unternommen, um an die begehrte Nahrung zu gelangen. Lincke beschrieb sie dabei als "//flink und gewandt wie Eichhörnchen//".\\  +
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-<imgcaption label6|Wildkaninchen frisst Spitzwegerichwurzel (Plantago lanceolata)>{{wildkaninchen:nahrung:wild_rabbit_root_01.jpg}}</imgcaption>\\ +
  
 Ebenso wurde der Verzehr von Grassamen beschrieben, die direkt von den Rispen gefressen oder durch das Abbeißen der Halme erreicht wurden. Auf diese Weise richteten sie auf relativ kleinen Kulturflächen zum Teil sehr große Schäden an, die durch die Anlage von Pässen, also Wechseln bzw. Wegen zu den Nahrungsplätzen, noch verstärkt wurden. Bereits im Frühjahr richteten sie Schäden unter den Saatgutpflanzen an, von denen sie bevorzugt die jungen und zarten Blätter fraßen. Vor allem [[pflanzen:monographie:klee|Klee]]-, [[pflanzen:monographie:esparsette|Esparsette]]-, Serradella- und [[pflanzen:monographie:lupine|Lupine]]pflanzungen wurden heimgesucht. Weiterhin wurde der verursachte Schaden an Kulturpflanzen wie [[pflanzen:monographie:Möhre|Möhren]] und Stoppelrüben (auch Weißrübe, Herbstrübe, Wasserrübe oder Steckrübe) erwähnt. Bei länger anhaltender Trockenheit wurden [[pflanzen:monographie:Kartoffel|Kartoffeln]] ausgegraben - sowohl junge als auch reife. Ebenso gern wurde junges Kartoffelkraut gefressen. Schließlich wurden die Vorlieben für verschiedene Gehölze beschrieben, die vor allem im Winter und Frühjahr durch „Schälen“ (Abnagen der Rinde) geschädigt wurden. Bis auf [[pflanzen:monographie:Holunder|Holunder]] wurde keine Baumart verschmäht, beliebt waren in abnehmender Folge vor allem bei Laubhölzern Akazie, [[pflanzen:monographie:Hainbuche|Weißbuche]] (Hainbuche), Esche, Espe, Roteiche, [[pflanzen:monographie:Buche|Rotbuche]], [[pflanzen:monographie:Birke|Birke]], [[pflanzen:monographie:Ahorn|Ahorn]], [[pflanzen:monographie:Ulme|Ulme]], [[pflanzen:monographie:Linde|Linde]], [[pflanzen:monographie:Weide|Weide]] und [[pflanzen:monographie:Eiche|Eiche]]. Unter den Obstbäumen wurden in abnehmender Folge Quitte, Mispel, [[pflanzen:monographie:Apfel|Apfel]], [[pflanzen:monographie:Birne|Birne]] und [[pflanzen:monographie:Kirsche|Kirsche]] benagt. Nadelgehölze wurden nur dort geschädigt, wo es wenige Laubhölzer gab. Dazu gehörten Fichte, Weymouth-Kiefer, Tanne und Kiefer.\\  Ebenso wurde der Verzehr von Grassamen beschrieben, die direkt von den Rispen gefressen oder durch das Abbeißen der Halme erreicht wurden. Auf diese Weise richteten sie auf relativ kleinen Kulturflächen zum Teil sehr große Schäden an, die durch die Anlage von Pässen, also Wechseln bzw. Wegen zu den Nahrungsplätzen, noch verstärkt wurden. Bereits im Frühjahr richteten sie Schäden unter den Saatgutpflanzen an, von denen sie bevorzugt die jungen und zarten Blätter fraßen. Vor allem [[pflanzen:monographie:klee|Klee]]-, [[pflanzen:monographie:esparsette|Esparsette]]-, Serradella- und [[pflanzen:monographie:lupine|Lupine]]pflanzungen wurden heimgesucht. Weiterhin wurde der verursachte Schaden an Kulturpflanzen wie [[pflanzen:monographie:Möhre|Möhren]] und Stoppelrüben (auch Weißrübe, Herbstrübe, Wasserrübe oder Steckrübe) erwähnt. Bei länger anhaltender Trockenheit wurden [[pflanzen:monographie:Kartoffel|Kartoffeln]] ausgegraben - sowohl junge als auch reife. Ebenso gern wurde junges Kartoffelkraut gefressen. Schließlich wurden die Vorlieben für verschiedene Gehölze beschrieben, die vor allem im Winter und Frühjahr durch „Schälen“ (Abnagen der Rinde) geschädigt wurden. Bis auf [[pflanzen:monographie:Holunder|Holunder]] wurde keine Baumart verschmäht, beliebt waren in abnehmender Folge vor allem bei Laubhölzern Akazie, [[pflanzen:monographie:Hainbuche|Weißbuche]] (Hainbuche), Esche, Espe, Roteiche, [[pflanzen:monographie:Buche|Rotbuche]], [[pflanzen:monographie:Birke|Birke]], [[pflanzen:monographie:Ahorn|Ahorn]], [[pflanzen:monographie:Ulme|Ulme]], [[pflanzen:monographie:Linde|Linde]], [[pflanzen:monographie:Weide|Weide]] und [[pflanzen:monographie:Eiche|Eiche]]. Unter den Obstbäumen wurden in abnehmender Folge Quitte, Mispel, [[pflanzen:monographie:Apfel|Apfel]], [[pflanzen:monographie:Birne|Birne]] und [[pflanzen:monographie:Kirsche|Kirsche]] benagt. Nadelgehölze wurden nur dort geschädigt, wo es wenige Laubhölzer gab. Dazu gehörten Fichte, Weymouth-Kiefer, Tanne und Kiefer.\\ 
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   * Samen + Grasfrüchte: Körner von Kräutern und Kulturpflanzen sowie Gräsern\\    * Samen + Grasfrüchte: Körner von Kräutern und Kulturpflanzen sowie Gräsern\\ 
  
-<imgcaption label7|Zusammensetzung der Nahrung von Wildkaninchen in zwei verschiedenen Lebensräumen, nach Homolka, 1985 und Homolka, 1988>{{wildkaninchen:nahrung:homolka_rabbit_nutrition.jpg}}</imgcaption>+<imgcaption label7|Zusammensetzung der Nahrung von Wildkaninchen in zwei verschiedenen Lebensräumen, nach Homolka, 1985 und Homolka, 1988>{{wildkaninchen:nahrung:homolka_rabbit_nutrition.jpg?600}}</imgcaption>
  
 **Erklärungen zu** <imgref label7>\\ **Erklärungen zu** <imgref label7>\\
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   * als wichtigste Nahrung über das Jahr wurden grüne Teile von Pflanzen identifiziert (75%), wobei mehr als die Hälfte aus Gräsern bestand. Holzige Bestandteile von Pflanzen stellten 8,4%, Saaten und Körner 7,4%, Wurzeln 5,3% und Baumschößlinge 3,2% der Nahrung dar. Von Juni bis September wurden zusätzlich die Körner von Weizen, Gerste, Mais sowie der Samen von Gänsefuß und Amarant gefressen (14-16%). Folgende Pflanzen wurden als Nahrung identifiziert: Luzerne, Aprikose, Rüben, Schafgarbe, Mohn, Brombeere, Amarant (kraut und Samen), Flockenblumen, Steinkräuter, verschiedene Doldenblütler, Gänsefüße, Kletten, Hohlzahn, Gewöhnliches Hirtentäschel, Löwenzahn, verschiedene Kreuzblütler, Leimkräuter, Erdbeeren, Wegeriche, verschiedene Hülsenfrüchtler, Asterngewächse, Kratzdisteln, Echter Nelkenwurz, Lichtnelken, Königskerzen, Mais, Günsel, Roter Hartriegel, Hornkräuter, Storchschnäbel, Bitterkräuter, Fingerkräuter, Veilchen und Ehrenpreis. Vergleicht man die Zusammensetzung der Nahrung beider Populationen, so lassen sich grundsätzliche Übereinstimmungen als auch Abweichungen, die sich durch das Nahrungsangebot im jeweiligen Lebensraum ergaben, feststellen. Vor allem im Winter wurden im Hochland die nachwachsenden Bäume als Nahrung genutzt, während in der Kulturlandschaft des Flachlands Wurzeln in dieser Jahreszeit genutzt wurden. Der Anteil an Samen/Körnern war besonders im Sommer in den Feldern und Wiesen deutlich höher bzw. wurden die, zur Verfügung stehenden Getreidesamen verstärkt als Nahrung genutzt.\\    * als wichtigste Nahrung über das Jahr wurden grüne Teile von Pflanzen identifiziert (75%), wobei mehr als die Hälfte aus Gräsern bestand. Holzige Bestandteile von Pflanzen stellten 8,4%, Saaten und Körner 7,4%, Wurzeln 5,3% und Baumschößlinge 3,2% der Nahrung dar. Von Juni bis September wurden zusätzlich die Körner von Weizen, Gerste, Mais sowie der Samen von Gänsefuß und Amarant gefressen (14-16%). Folgende Pflanzen wurden als Nahrung identifiziert: Luzerne, Aprikose, Rüben, Schafgarbe, Mohn, Brombeere, Amarant (kraut und Samen), Flockenblumen, Steinkräuter, verschiedene Doldenblütler, Gänsefüße, Kletten, Hohlzahn, Gewöhnliches Hirtentäschel, Löwenzahn, verschiedene Kreuzblütler, Leimkräuter, Erdbeeren, Wegeriche, verschiedene Hülsenfrüchtler, Asterngewächse, Kratzdisteln, Echter Nelkenwurz, Lichtnelken, Königskerzen, Mais, Günsel, Roter Hartriegel, Hornkräuter, Storchschnäbel, Bitterkräuter, Fingerkräuter, Veilchen und Ehrenpreis. Vergleicht man die Zusammensetzung der Nahrung beider Populationen, so lassen sich grundsätzliche Übereinstimmungen als auch Abweichungen, die sich durch das Nahrungsangebot im jeweiligen Lebensraum ergaben, feststellen. Vor allem im Winter wurden im Hochland die nachwachsenden Bäume als Nahrung genutzt, während in der Kulturlandschaft des Flachlands Wurzeln in dieser Jahreszeit genutzt wurden. Der Anteil an Samen/Körnern war besonders im Sommer in den Feldern und Wiesen deutlich höher bzw. wurden die, zur Verfügung stehenden Getreidesamen verstärkt als Nahrung genutzt.\\ 
  
-Aus den Angaben von Homolka lässt sich eine ungefähre Zusammensetzung der Nahrung des Wildkaninchens in Mitteleuropa in Form einer Pyramide wie in <imgref label8> darstellen. Prinzipiell kann diese Nahrungszusammenstellung auch für die Ernährung von [[hauskaninchen:Hauskaninchen|Hauskaninchen]] genutzt werden.\\ +Aus den Angaben von Homolka lässt sich eine ungefähre Zusammensetzung der Nahrung des Wildkaninchens in Mitteleuropa in Form einer Pyramide wie in <imgref label8> darstellen. Prinzipiell kann diese Nahrungszusammenstellung auch für die Ernährung von [[:hauskaninchen|Hauskaninchen]] genutzt werden.\\ 
  
-<imgcaption label8|Ungefähre, jährliche Zusammensetzung der Nahrung des Wildkaninchens in Mitteleuropa, nach Daten aus Homolka 1985, 1988>{{wildkaninchen:nahrung:Rabbit_nutrition.png}}</imgcaption>\\ +<imgcaption label8|Ungefähre, jährliche Zusammensetzung der Nahrung des Wildkaninchens in Mitteleuropa, nach Daten aus Homolka 1985, 1988>{{wildkaninchen:nahrung:Rabbit_nutrition.png?600}}</imgcaption>\\ 
  
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 <note important>Im Jahresdurchschnitt besteht die Nahrung des Wildkaninchens zu ca. 90% aus frischen, grünen, blättrigen Pflanzenteilen, zu 5% aus Pflanzensamen und zu weiteren 5% aus verschiedenen, pflanzlichen Bestandteilen wie Pilzen, Moosen, Rinden, Wurzeln und Baumnadeln.</note> <note important>Im Jahresdurchschnitt besteht die Nahrung des Wildkaninchens zu ca. 90% aus frischen, grünen, blättrigen Pflanzenteilen, zu 5% aus Pflanzensamen und zu weiteren 5% aus verschiedenen, pflanzlichen Bestandteilen wie Pilzen, Moosen, Rinden, Wurzeln und Baumnadeln.</note>
  
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