====== Fell ====== (in Arbeit) ===== Allgemeines===== ==== Haartypen==== Tierhaare können, gemäß ihrer Eigenschaften und Funktionen, in drei Grundtypen eingeteilt werden: * Deckhaar (mechanischer Schutz vor Umwelteinflüssen, inner- und zwischenartliche Kommunikation), * Unter-/ Wollhaar (Thermoregulation), * Grannen- und Sinneshaar (Tast-/ Spürhaare am Kopf, Leithaare am Rumpf; räumliche Objekterkennung). Bei Kaninchen sind die Haarfollikel der Haut in Gruppen angeordnet: Eine Gruppe besteht in der Regel aus einem zentralen primären Haarfollikel (Grannenhaar), der von zwei bis vier seitlichen primären Haarfollikeln (Deckhaar) und 20 bis 50 sekundären Haarfollikeln (Unterhaar) umgeben ist.((Diribarne, M., Mata, X., Chantry-Darmon, C., Vaiman, A., Auvinet, G., Bouet, S., ... & Guérin, G. 2011. A deletion in exon 9 of the LIPH gene is responsible for the rex hair coat phenotype in rabbits (Oryctolagus cuniculus). PLoS One, 6(4), e19281.)) Hauskaninchen können weiters unterschiedliche Haarlängen oder Haarstrukturen aufweisen. Für Rassekaninchen((Vogt, W., Olinger, R., Haman, U., Eber, M., Caithamlova, D., Weissenbacher, Y. 2024. Europa Standard. Herausgeber: Standardkommission der Sparte Kaninchen im Europäischen Verband für Geflügel-, Tauben-, Vogel-, Kaninchen- und Caviazucht. 03-2024.)) gibt es folgende Gruppierungen: Normalhaar, Langhaar (Bartkaninchen, Angora, Fuchskaninchen, Jamora, Löwenkopfkaninchen), Kurzhaar (Rexkaninchen) und Strukturhaar (Satinkaninchen). ==== Bänderung bei wildfarbigem Haar ==== Robinson, 1958((Robinson, R. 1958. Genetic studies of the rabbit. Bibl. Genet. 1958, 17, 229–558.))(S. 236-237) zitierte G. Cleffmann (1953((Cleffmann, G. 1953. Untersuchungen über die Fellzeichnung des Wildkaninchens. Ein Beitrag zur Wirkungsweise des Agutifaktors. Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, 85: 137-162.))), welcher die Länge der Bänderung bei wildfarbigen Kaninchen untersuchte: während sie über die verschiedenen Haartypen (mit Ausnahme der "Leit"haare) hinweg relativ konstant war, variierte sie je nach Körperbereich: etwa 3mm in der Mitte des Rückens und an den Schultern, etwa 5mm an den Seiten und Flanken, bis zu 6mm entlang der seitlichen Bauchlinie und im Nacken. Deckhaar, vier Farbzonen\\ Unterhaar, drei Farbzonen\\ Grannenhaar, zwei Farbzonen ===== Normalhaar ===== Oznurlu //et al//., 2009((Oznurlu, Y., Celik, I., Sur, E., Telatar, T., & Ozparlak, H. 2009. Comparative skin histology of the white New Zealand and Angora rabbits. J Anim Vet Adv, 8, 1694-701.)) analysierten mikroskopisch Rückenhautgewebe von zehn weiblichen und zehn männlichen Weißen Neuseeländern und zählten durchschnittlich 41,3 Haarfollikel pro mm2 (6,6 primäre Haarfollikel und 34,7 sekundäre Haarfollikel; Tabelle 2, [[fell#langhaar|Langhaar]]). Diribarne //et al//., 2011((Diribarne, M., Mata, X., Chantry-Darmon, C., Vaiman, A., Auvinet, G., Bouet, S., ... & Guérin, G. 2011. A deletion in exon 9 of the LIPH gene is responsible for the rex hair coat phenotype in rabbits (Oryctolagus cuniculus). PLoS One, 6(4), e19281.)) -- siehe [[fell#kurzhaar|Kurzhaar]]. Neirurerová //et al//., 2019((Neirurerová, P., Fik, M., Andreji, J., & Mamojková, E. 2019. Analysis of coat quality of Chinchilla rabbit breed. Acta fytotechn zootechn, 22(1), 17-20.)) zogen auf internationalen Kaninchenausstellungen in Nitra (Slowakei) über einen Zeitraum von fünf Jahren Haarproben von insgesamt 153 (Groß-)Chinchillakaninchen. Es wurden jeweils 10 Deckhaare aus dem Bereich der Schulter, des Rückens und des Oberschenkels gesammelt und anschließend deren Breite und Länge, sowie, mittels weiteren je 10 Deckhaaren, bestimmte Farbcharakteristika (Länge der Unterfarbzone, Ticking, Kränzchenzone) bestimmt. **Tabelle 1:** Durchschnittliche Ergebnisse der ausgewählten Parameter (Neirurerová //et al.//, 2019) | **Parameter** |**Schulter (mm)** |**Rücken (mm)** |**Oberschenkel (mm)** | | Maximale Breite des Deckhaars | 0,106 ± 0,015| 0,113 ± 0,019| 0,104 ± 0,016| | Gesamtlänge des Deckhaars | 35,8 ± 5,254| 36,4 ± 5,321| 37,9 ± 3,947| | Länge der Unterfarbzone | 26,4 ± 5,619| 26,9 ± 4,523| 27,6 ± 3,484| | Länge der "//intermediate colour//" (Ticking)| 4,8 ± 1,363| 4,3 ± 1,336| 5,1 ± 1,449| | Länge der "//terminal black line//" (Kränzchenzone) | 4,7 ± 2,296| 5,3 ± 1,996| 5,3 ± 1,512| ===== Langhaar ===== Oznurlu //et al//., 2009((Oznurlu, Y., Celik, I., Sur, E., Telatar, T., & Ozparlak, H. 2009. Comparative skin histology of the white New Zealand and Angora rabbits. J Anim Vet Adv, 8, 1694-701.)) untersuchten neben Neuseeländern auch Angorakaninchen - diese wiesen eine signifikant größere Anzahl von Haarfollikeln pro Flächeneinheit auf, besonders von sekundären Haarfollikeln. **Tabelle 2:** Ergebnisse histomorphometrischer Analysen von Haarfollikeln - Anzahl pro 1 mm2, Biopsie im Monat November (Oznurlu //et al//., 2009) ^Gruppe ^Anzahl primärer Haarfollikel ^^Anzahl sekundärer Haarfollikel ^^Anzahl Haarfollikel gesamt ^^ ^:::|Nach Geschlechtern |Allgemein |Nach Geschlechtern |Allgemein |Nach Geschlechtern |Allgemein | |Angora (weiblich, //n//=10) | 4,1 ± 0,5| 4,1 ± 0,5| 88,4 ± 23,4| 78,1 ± 22,6| 92,6 ± 23,1| 82,1 ± 22,7| |Angora (männlich, //n//=10) | 4,0 ± 0,5|:::| 67,8 ± 17,4|:::| 71,8 ± 17,7|::: | |Neuseeländer (weiblich, //n//=10) | 6,8 ± 0,5| 6,6 ± 0,6| 39,3 ± 4,2| 34,7 ± 6,1| 46,1 ± 4,5| 41,3 ± 6,5| |Neuseeländer (männlich, //n//=10) | 6,4 ± 0,4|:::| 30,0 ± 3,9|:::| 36,4 ± 4,1|::: | ===== Kurzhaar ===== Diribarne //et al//., 2011((Diribarne, M., Mata, X., Chantry-Darmon, C., Vaiman, A., Auvinet, G., Bouet, S., ... & Guérin, G. 2011. A deletion in exon 9 of the LIPH gene is responsible for the rex hair coat phenotype in rabbits (Oryctolagus cuniculus). PLoS One, 6(4), e19281.)) fanden bei Rexkaninchen keinen signifikanten Unterschied zwischen der Länge des Deck- und Grannenhaars ("//outer coat//") und der Länge des Unterhaars ("//inner coat//"), wohingegen bei normalhaarigen Kaninchen das "//outer coat//" um 9,8 mm länger war. Die durchschnittliche Länge des Fellhaars war bei Rexkaninchen geringer als bei normalhaarigen Tieren.\\ Die Haardurchmesser verteilten sich folgendermaßen: * Normalhaar: Unterhaar -- 6-20 µm (Peakmaximum bei 14 µm); Grannenhaar -- 45-65 µm (Peakmaximum bei 55 µm); Deckhaare verteilten sich dazwischen; * Rexhaar: Unterhaar -- 6-20 µm (Peakmaximum bei 15 µm, d.h. im Vergleich zu Normalhaar zu größerem Durchmesser hin verschoben); für Deck- und Grannenhaar war kein Peak feststellbar.\\ Bei Rexkaninchen ähnelte die Struktur der primären Haarfollikel jener der sekundären, außerdem wurde eine größere Anzahl an sekundären Haarfollikeln festgestellt. **Tabelle 3:** Haareigenschaften von Rex- im Vergleich zu normalhaarigen Kaninchen (Diribarne //et al//., 2011) ^Haartyp ^ Tierzahl ^Gewellte Vibrissen vorhanden ^Mittlere Länge "//outer coat//" (mm) ^Mittlere Länge "//inner coat//" (mm) ^Anteil Unterhaare mit Durchmesser ≤ 20 µm (%) ^Anteil Deckhaare mit 20 µm < Durchmesser ≤ 45 µm (%) ^Anteil Grannenhaare mit 45 µm < Durchmesser (%) ^ |Normalhaar | 54| Nein | 33,4 ± 3,3| 23,6 ± 2,1| 93,1| 5,4| 1,5| |Rex (INRA, Frankreich) | 44| Ja | 18,9 ± 1,9 || 95,9| 3,7| 0,4| ===== Strukturhaar ===== ===== Fellhaarwechsel ===== Allain, 2021((Allain, D. 2021. Genetics of fibre and fur production in rabbits. In: The genetics and genomics of the rabbit (pp. 104-119). Wallingford UK: CABI. ISBN: 9 781 78064 3342.))(S. 106) erklärte: ==== Jugendlicher Fellhaarwechsel bei heranwachsenden Kaninchen ==== "Bei jungen Kaninchen gibt es drei Felltypen: 1) Das Fell neugeborener Kaninchen hört auf zu wachsen, wenn das Tier (einer durchschnittlich großen Rasse) etwa 0,4 kg wiegt; 2) Das Jungtierfell ist, abhängig vom Gewicht des Tieres, mit etwa acht bis zehn Wochen ausgereift; 3) Das Fell subadulter Kaninchen ist ab etwa fünf Monaten ausgereift." ==== Saisonaler Fellhaarwechsel bei erwachsenen Kaninchen ==== "Fellhaarwechsel bei erwachsenen Kaninchen werden vom jahreszeitlichen Wechsel der Tageslänge bestimmt und finden im Frühjahr und Herbst statt. Im Frühjahr ist der Verlust des Winterfells deutlich sichtbar; der Verlauf ist jedoch langsam und unregelmäßig -- im Sommer wird selten ein stabiler Zustand erreicht. Das Sommerfell ist kurz und dünn, da sich sekundäre Haarfollikel zurückbilden, ohne dass das Haar ersetzt wird. Im Herbst werden alle Haarfollikel in relativ kurzer Zeit reaktiviert, und das Fellhaar wird lang und dicht." [sinngemäß übersetzt, Anmerkung KH] ---- {{counter|today}} {{counter|yesterday}} {{counter|total}}