====== Hängende Ohren (Widderkaninchen) ====== Assoziierte Gene: Vererbung: polygen ---- **Symbol:** - **Mögliche Kandidatengene:** siehe [[populationsgenetik#Ballan et al., 2023|Ballan et al., 2023]]; [[populationsgenetik#Bovo et al., 2025|Bovo et al., 2025]]. ===== Geschichte ===== Charles Darwin schrieb 1868((Darwin, Ch. 1868. Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. Stuttgart : Schweizerbart'sche Verlagshandlung)) u. a. //"Es gibt viele Zuchtrassen, welche ihre Charactere mehr oder weniger rein fortpflanzen. Jedermann hat die hängeohrigen Kaninchen auf unsern Ausstellungen gesehen"//. Das heißt, dass hängeohrige Kaninchen seit mindestens Anfang des 19. Jahrhunderts gezüchtet wurden. Die Darstellungen von Darwin bezogen sich überwiegend auf Englische Widderkaninchen: //"Englische hängohrige Kaninchen wiegen oft 8-10 Pfd. [4-5 kg] und eins ist ausgestellt gewesen, was 18 Pfd. [9 kg] wog; dagegen wiegt ein ausgewachsenes wildes Kaninchen nur ungefähr 3 1/4 Pfd. [1,75 kg]. Der Kopf oder Schädel ist bei allen den grossen hängohrigen Kaninchen, die ich untersuchte, im Verhältniss zu seiner Breite viel länger als beim wilden Kaninchen. ... Ein Kaninchen wurde ausgestellt, dessen beide Ohren von der Spitze des einen bis zur Spitze des andern gemessen 22 Zoll der Länge [55,9 cm] nach maassen und jedes Ohr war 5 3/8 Zoll breit [13,7 cm]. Bei einem wilden Kaninchen fand ich die Länge der beiden Ohren von Spitze zu Spitze 7 5/8 Zoll [19,4 cm], die Breite nur 1 7/8 Zoll [4,8 cm]. Das bedeutende Körpergewicht der grossen Kaninchen und die ungeheure Entwickelung ihrer Ohren sind die Eigenschaften, welche Preise erlangen und sorgfältig bei der Zuchtwahl berücksichtigt worden sind. ... Bei einigen Halbhängohren ist das herabhängende Ohr breiter und länger als das aufrechte, so dass hier der ungewöhnliche Fall eines Mangels von Symmetrie auf beiden Seiten eintritt. Diese Verschiedenheit in der Stellung und Grösse der beiden Ohren weist wahrscheinlich darauf hin, dass das Hängen des Ohres eine Folge seiner grossen Länge und seines grösseren Gewichts ist, wobei ohne Zweifel auch die in Folge des Nichtgebrauchs eintretende Muskelschwäche als begünstigendes Moment wirkt."// (133-134) In Bezug auf //"Osteologische Charactere"//, also anatomischer Merkmale, konstatierte Darwin auf Grund seiner Untersuchungen: //"An allen Schädeln der grossen hängohrigen Kaninchen ist der knöcherne Gehörgang auffallend grösser als beim wilden Kaninchen. Bei einem Schädel, der 4,3 Zoll lang, aber kaum breiter als der Schädel eines wilden Kaninchens war (der nur 3,15 Zoll lang war), war der längere Durchmesser des Gehörganges genau zweimal so gross. Die Mündung ist zusammengedrückter und sein dem Schädel zunächst gelegener Rand steht höher als die äussere Seite. Der ganze Gehörgang ist mehr nach vorn gerichtet; da bei der Zucht hängohriger Kaninchen die Länge der Ohren -und das damit zusammenhängende Herabhängen und platt auf dem Gesicht-liegen derselben die hauptsächlichsten auszeichnenden Merkmale sind, so kann man kaum daran zweifeln, dass die grosse Veränderung in der Grösse, Form und Richtung des knöchernen Gehörganges im Verhältniss zu demselben Theil beim wilden Kaninchen von der fortgesetzten Zuchtwahl von Individuen abhängt, welche immer grössere und grössere Ohren haben. Der Einfluss des äusseren Ohres auf den knöchernen Gehörgang zeigt sich deutlich an den Schädeln von Halbhängeohren (s. Fig. 5) bei denen das eine Ohr aufrecht steht, während das andere und längere herabhängt; denn in diesen Schädeln (von denen ich drei untersuchte) fand sich ein deutlicher Unterschied in der Form und Richtung des knöchernen Gehörganges auf beiden Seiten. Die Thatsache ist aber noch viel interessanter, dass die veränderte Richtung und bedeutendere Grösse des knöchernen Gehörganges den Bau des ganzen Schädels an dieser Seite leicht afficirt hat. ... Bei den grossen hängeohrigen Kaninchen ist der einzige Unterschied am Unterkiefer im Vergleich mit dem des wilden Kaninchens der, dass der hintere Band des aufsteigenden Astes breiter und eingebogener ist. Die Zähne bieten bei beiden Kiefern keine Verschiedenheiten dar, ausgenommen, dass die kleinen Schneidezähne unter den grossen im Verhältniss etwas länger sind. Die Backzähne haben im Verhältniss zur grösseren Breite des Schädels an Grösse zugenommen wenn man den Schädel quer am Jochbogen misst, nicht aber im Verhältniss zu seiner grösseren Länge. Der innere Rand der Alveolen der Backzähne im Oberkiefer bildet beim wilden Kaninchen eine vollständig gerade Linie; bei einigen der grössten Schädel der Hängohren war dieser Rand deutlich nach innen gebogen. Bei einem Exemplar fand sich ein überzähliger Backzahn auf jeder Seite im Oberkiefer zwischen den Molaren und Praemolaren. Diese beiden Zähne entsprechen sich aber nicht in der Grösse und da kein Nagethier sieben Backzähne hat, so ist dies nur eine Monstrosität, wenn auch eine merkwürdige. Von den fünf übrigen Schädeln der gemeinen zahmen Kaninchen näherten sich einige der Grösse nach den oben beschriebenen grössten Schädeln, während die andern nur wenig die des wilden Kaninchens übertrafen. Sie verdienen nur deshalb erwähnt zu werden, als sie in Bezug auf die oben angeführten Verschiedenheiten zwischen den Schädeln der grössten Hängohren und der wilden Kaninchen eine vollkommene Reihe darbieten."// (146-148) Zusammenfassend stellte Darwin aus seinen Untersuchungen u. a. fest: //"Durch fortgesetzte Zuchtwahl haben die Ohren in Länge und Breite enorm zugenommen, ihr Gewicht hat sie, wahrscheinlich in Verbindung mit dem Nichtgebrauch ihrer Muskeln, dazu gebracht, abwärts zu hängen; dies hat die Stellung und Form des knöchernen Gehörganges afficirt, und dies hat ferner durch Correlation in einem geringen Grade die Stellung fast jedes Knochens im obern Schädeltheil und selbst die Stellung der Condylen des Unterkiefers beeinflusst."// (161) ---- {{ :genetik:bild_moebes_1946_bibliographie_des_kaninchens.png?nolink&150|}}//"Ich neige zu der Ansicht, unter Berücksichtigung der Kaninchenbeschreibungen von Cuvier und "Bonington Moubray", daß das hängeohrige Kaninchen in den beiden ersten Jahrzehnten des XIX. Jahrhunderts in England herausgezüchtet wurde. Vermutlich führte man nach England einen schwereren Schlag ein, dessen Ohren mit zunehmender Größe noch länger und größer wurden und ihre straffe Haltung einbüßten. Zuchtwahl, Klima und das Unterbringen der Tiere in Warmhäusern mögen das begünstigt haben. [...] Es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese englischen Widder etwa in der Zeitspanne zwischen 1840 und 1855 nach Frankreich eingeführt und nach anfänglichem Interesse besonders in Südfrankreich durch Kreuzungen zu einem mehr nutzbaren Typ umgemodelt wurden."// (Möbes, 1946((Möbes, W. K. G. 1946. Bibliographie des Kaninchens nebst Anhang. I. Das Frettchen. II. Das Meerschweinchen. Bd. 1. Akademischer Verlag Halle.)), S. VIII-IX)\\ Zuvor schrieb W. Möbes über die Rassenbildung im 19. Jahrhundert: //"Die Bildung der Kaninchenrassen vollzog sich vor allem im XIX. Jahrhundert, denn noch der Abbé Rozier kennt im Jahre 1809 nur vier Rassen. **Cuvier** führt in seiner Klassifikation zu Buffons Werken (Edition de 1839, Table méthodique des espèces de mammifères etc. qui ont été décrites par Buffon, d'après M. Desmarest) als "variétés domestiques" auf: Das gewöhnliche oder **Stall-Kaninchen** (Lapin commun ou de clapier) **mit längeren Ohren** und kleinerem Kopf als das wilde oder **Gehege-Kaninchen** (Lapin sauvage ou de garenne). Das **Silberkaninchen** (Lapin riche) mit gänzlich schwärzlichem Kopf und Ohren; grauschieferfarbigem Grundton und auf gewissen Körperpartien gesprenkelt, durchsetzt mit Weiß, besonders auf den hinteren Teilen des Körpers, auf Bauch und Brust. 'Lapin riche' bedeutet: "lapin d'un poil tirant sur le bleu", also ein Kaninchen mit bläulichem Haar. [...]\\ Das **Angora-Kaninchen** mit sehr langen, sehr seidigen feinen Haaren, die gewellt, wie frisiert wirken: An Farbenschlägen kennt Cuvier Weiß, Grau, Aschefarbig, Rötlich-Gelb bzw. Goldgelb -- so übersetze ich "roux". Nach dem französischen Kleintierzucht-Experten Prof. C. Arnould versteht man allerdings im modernen Züchtersprachgebrauch unter "roux" hasenfarbig."// [Hervorhebungen ergänzt, KH] ==== England ==== Unter dem Pseudonym "**Bonington Moubray**" schrieb John Lawrence Aufsätze u.a. über die Zucht und Haltung verschiedener Tierarten; er war außerdem Kaninchenzüchter. Möbes, 1946((Möbes, W. K. G. 1946. Bibliographie des Kaninchens nebst Anhang. I. Das Frettchen. II. Das Meerschweinchen. Bd. 1. Akademischer Verlag Halle.)) verwies auf Werke aus den Jahren 1815, 1819 (S. 140) und **1822** (Practical Treatise, London, 1822 -- 4. ed?; S. IX., 229) -- In letzterem sei Lawrence bereits aufgefallen, dass Feinheit, Länge und Größe der Ohren deren Fallen bewirken. {{ :genetik:bild_delamer_1854_perfect_lop.png?nolink&250|}}E. S. Delamer beschrieb englische, hängeohrige Kaninchen 1854((Delamer, E. S. 1854. Pigeons and rabbits in their wild, domestic and captive states. Books for the country. London.)) als "//Half-lop//" (ein hängendes und ein stehendes Ohr), "//Oar-lop//" (waagrecht nach außen ragende Ohren), "//Horn-lop//" (schräg nach unten hängende Ohren) oder "//Flat-lop//" (direkt nach unten hängende Ohren, mit der Schallöffnung nach vorne). (S. 135-136) \\ ==== Frankreich ==== Das "//Clapier à longues oreilles//" ("//Langohrstallkaninchen//", Widderkaninchen) wurde vom französischen Schriftsteller Boitard als eine von neun der damals (1845) "//bemerkenswertesten//" Zuchtrassen beschrieben. Sein Buch enthielt auch eine Illustration von fünf ausgewachsenen Kaninchen und zwei Jungtieren -- //"Von den fünf Alttieren zeigt nur ein Tier im Hintergrund kurze Stehohren, die anderen Hängeohr in den verschiedenen Stadien. Eins von ihnen weist ein Stehohr und ein Hängeohr auf. Auffallend typisch im Vergleich zu den übrigen ist das rechts im Vordergrund sitzende sehr kräftige, große Widderkaninchen. Unwiderstehlich drängt sich einem der Eindruck auf, daß dieses "Paradestück" ein vom Jardin des Plantes aus England eingeführtes Tier sein dürfte, das mit Stehohrkaninchen oder bereits vorhandenen, schwach hängeohrigen Exemplaren gekreuzt wurde."// (Boitard, M. 1845. Le Jardin des Plantes. Description et moeurs des Mammifères de la Ménagerie et du Museum d'Histoire naturelle. Paris. pp. 370-372. Neudruck der I. Edition 1842?((Möbes, W. K. G. 1946. Bibliographie des Kaninchens nebst Anhang. I. Das Frettchen. II. Das Meerschweinchen. Bd. 1. Akademischer Verlag Halle.)), S. 229)\\ "**Die Boitardsche Originalbeschreibung**\\ //Soumis à la domesticité le lapin, qui prend dans ce cas l'épithète de clapier, a fourni plusieurs variétés, toutes plus grosses que leur type, et ayant les oreilles plus longues.\\ Le plus remarquables sont:\\ 10// ["//40//" angepasst, Anmerkung KH] //Le Clapier à longues oreilles, qui atteint la taille des plus grands lièvres; son pelage est le même que celui du lapin de garenne, mais ses oreilles sont, proportionnellement, beaucoup plus longues et plus larges;\\ 20 Le Clapier blanc, à poils ras et pelage entièrement blanc. Il a les yeux rouges comme tous les albinos;\\ 30 Le Clapier varié, mélangé de gris et de blanc;\\ 40 Le Clapier roux, d'une couleur rousse plus ou moins jaunâtre;\\ 50 Le Clapier noir, à poils ras comme les précédenis, et pelage entièrement d'un noir foncé;\\ 60 Le Clapier pie, varié de noir et de blanc;\\ 70 Le Riche, à poils soyeux, et pelage d'un gris d'ardoise plus ou moins foncé.\\ 80 Le Lapin d'Angora, à poils très-longs, très-soyeux qu'on lui arrache chaque année pour l'employer à la fabrication de feutres, de tricots et autres étoffes. Celui-ci a fourni plusieurs sous-varietes de couleur, parmi lesquelles on remarque;\\ 90 L'Argenté, à poils très-longs et d'une blancheur parfaite. La chair des lapins de garenne est assez estimée, mais il n'en est pas de même de celle des lapins domestiques, qui est toujours plus ou moins fade, à moins qu'ils n'aient étè nourris avec des végetaux choisis, et non avec des plantes potagères, telles que le chou, etc.//" ((Möbes, W. K. G. 1946. Bibliographie des Kaninchens nebst Anhang. I. Das Frettchen. II. Das Meerschweinchen. Bd. 1. Akademischer Verlag Halle.))(S. 230) [Stallkaninchen sind größer und haben längere Ohren als Wildkaninchen; 1 -- Widder grau; 2 -- weiß (Albino); 3 -- grau-weiß; 4 -- gelblich-rot, bzw. hasenfarbig; 5 -- tiefschwarz; 6 -- schwarz-weiß; 7 -- silber; 8 -- Angora in verschiedenen Farben; 9 -- Angora weiß (Albino), Zusammenfassung KH] Nach Will, 1931((Will, A., & Kerschagl, W. 1931. Die Kaninchenzucht der Gegenwart. Mit einem Anhange: Krankheiten des Kaninchens. München: Mayer. (Der Deutsche Pelztierzüchter).)) wurden //"gelbe oder madagaskarfarbige Englische Widder im Jahre 1853 das erstemal aus England nach Frankreich eingeführt"//. (S. 305-306) Der Verfasser einer französischen Veröffentlichung aus dem Jahr 1863 wies darauf hin, //"sich vor mehr als zehn Jahren Kaninchen der Widderrasse besorgt"// zu haben; 1863 wurden auf einer Ausstellung in Frankreich 19 französische Widder gezeigt. (Teyssier des Farges (Seine-et-Marne). 1863. Observations à propos de l'albinisme. Bulletin de la Société d'acclimatation. pp. 174/176.((Möbes, W. K. G. 1946. Bibliographie des Kaninchens nebst Anhang. I. Das Frettchen. II. Das Meerschweinchen. Bd. 1. Akademischer Verlag Halle.)), S. 190-191) Daneben waren auch zwei Englische Widder zu sehen. (Lawison, R. de. 1863. Bulletin de la société impériale zoologique d'acclimatation((Joppich, F. 1969. Das Kaninchen. Vierte, ergänzte Auflage. Berlin: VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag.)), S. 54) ==== Deutschland ==== Eine Mitteilung über Widderkaninchen in Deutschland findet sich in einem Buch über "Säugethiere" aus dem Jahr 1868: "//Ob das Kaninchen mit hängenden Ohren eine Abart unseres zahmen Kaninchens ist, oder als selbstständige Art angesehen werden muß, ist noch nicht ausgemacht.//" (Brehm, A. E. 1868. Brehms Illustriertes Tierleben. Erster Band -- Die Säugethiere. Hildburgshausen: Verlag des Bibliographischen Instituts.((Möbes, W. K. G. 1946. Bibliographie des Kaninchens nebst Anhang. I. Das Frettchen. II. Das Meerschweinchen. Bd. 1. Akademischer Verlag Halle.)), S. 7-8)\\ Der Lehrer H. O. Lenz aus Thüringen schrieb 1873: "//Das Kaninchen mit Schlappohren. Man sieht es jetzt öfters und zwar in gelbgrauer oder gelbgrau und weiß gescheckter Farbe. Es ist viel größer als das gewöhnliche zahme, die Ohren hängen, […]. Man zieht jetzt diese Rasse vorzugsweise, um sie als Eßwaare zu benutzen oder zu verkaufen.//" (Lenz, H. O. 1873. Gemeinnützige Naturgeschichte. Erster Band: Säugetiere. Fünfte Auflage. Gotha: Thienemanns Hofbuchhandlung.((Möbes, W. K. G. 1946. Bibliographie des Kaninchens nebst Anhang. I. Das Frettchen. II. Das Meerschweinchen. Bd. 1. Akademischer Verlag Halle.)), S. 121) //"Die langohrigen Widderkaninchen wurden dann ungefähr Mitte der 80er und Anfang der 90er Jahre von deutschen Züchtern für schweres Geld von England importiert und man nannte sie Englische Widderkaninchen. Auf Ausstellungen nannte man sie einfach Widderkaninchen und es wurden schon auf der Allgemeinen Ausstellung in Chemnitz vom 1.--4. März 1868 58 Widderkaninchen gezeigt, darunter 6 von 60--62 cm Behang. Die langohrigen waren natürlich meist englische Zuchtprodukte, importiert von unserm seligen Altmeister Paul Starke, welchem wir ja so viel in der Rassezucht zu verdanken haben."// ((Poppe, F. 1912. Starke, Praktische Kaninchenzucht. Handbuch für Anfänger und erfahrene Züchter. Neu bearbeitet unter Mitwirkung der Züchter Barth, Bartels, Behrens, Grünewald, Hansen, Heintz, Marpmann, Reck, Rottloff, Schoon, Thoma u.a. Sechste Auflage. Leipzig: Dr. F. Poppe.))(S. 88)\\ Als Titelbild für sein Buch "Kaninchen-Rassen" wählte J. Bungartz (1902)((Bungartz, J. 1902. Kaninchen-Rassen. Illustriertes Handbuch zur Beurtheilung der Kaninchen-Rassen enthaltend die Rassen der Kaninchen, deren Behandlung, Zucht, Verwerthung, Krankheiten etc. Herausgegeben, verfaßt und illustriert von Thiermaler Jean Bungartz, Ritter pp. Zweite durchgesehene und vermehrte Auflage. Magdeburg: Creutz´sche Verlagsbuchhandlung.)) ein mantelgeschecktes "englisches Widder-Kaninchen".\\ Er notierte, //"daß die Temperaturverschiedenheiten auf die Haltung der Ohren großen Einfluß haben"//. Bei im Freien gehaltenen französischen Widdern hatte er beobachtet, //"daß die Ohren viel von ihrer Neigung, schlaff herab zu hängen, einbüßten und sich allmählich, wenn auch nur schwach, zu heben bemühen"//, während //"man in nicht ganz sorgfältig betriebenen Zuchten des "Belgischen Riesen", besonders bei warmer Haltung, auch wieder Thiere antrifft, die schlaffe Ohren haben"//. (S. 23) F. K. Dorn beschrieb 1973 in seinem Buch "Rassekaninchenzucht" im Kapitel "Das Deutsche Widderkaninchen (DW)" die Entstehung der hängenden Ohren bei Kaninchen: //"Die Haustiere brauchen das Gehör kaum noch zur Erhaltung ihres Lebens, während in der freien Wildbahn die Ohren oft zuerst vor Gefahren warnen. Durch Verminderung des Ohrenspiels verkümmert die Ohrmuskulatur bis zu einem gewissen Grade. Dadurch kippen die Ohren, die ursprünglich aufrecht getragen wurden, sie werden allmählich schwerer und hängen schließlich herab. Diese Stellungsänderung wird dadurch erleichtert, daß das Ohr infolge guter Allgemeinernährung und wegen des Aufenthaltes der Tiere in warmen Ställen auch länger wächst, so daß der Halteapparat am Ohr nicht mehr genügt."// Auf die Historie der Widderrasen ging Dorn folgendermaßen ein: * erstes Auftreten der hängenden Ohren vermutlich um 1830, * Herauszüchtung des "Lapin Bélier" in den Jahren 1840-1850 in Frankreich aus englischen Widderkaninchen, * in Deutschland waren aus Frankreich importierte Widderkaninchen anfangs als "Patagonisches" und "Andalusisches" Kaninchen bekannt, * erster Export aus Frankreich nach Deutschland am 17. Oktober 1869, * 1870 betrug das Gewicht der Widder 4,5 - 5,0 kg, die Ohrlänge 15 - 18 cm und die Behanglänge (beide Ohren zusammen über den Kopf gemassen) 34 - 42 cm, * Umtaufung der Französischen Widderkaninchen in "Deutsches Widderkaninchen"((Dorn, F. K. 1973. Rassekaninchenzucht. 3. Aufl. Verlag J. Neumann-Neudamm)).\\ Siehe auch: [[hauskaninchen:kaninchenrassen|Kaninchenrassen]]. ===== Qualzuchtmerkmal ===== ===== Ohrlänge ===== Siehe [[koerpergroesse_allgemein#ohrlänge|Ohrlänge]].\\ ---- {{counter|today}} {{counter|yesterday}} {{counter|total}}