====== Robinie ====== ===== Allgemeines ===== Die Gewöhnliche Robinie //Robinia pseudoacacia// ist neben //Robinia neomexicana// und //Robinia viscosa// die einzige Baumart in der Gattung der Robinien (Robinia), die ansonsten nur aus Sträuchern besteht. Sie ist eine Art aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) in der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Benannt wurde sie nach dem französischem Hofgärtner Jean Robin (*1550- †1629)((Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, (1999). Sat_Wolf, Bayern)) ===== Beschreibung ===== Blütezeit: Mai - Juni\\ Toxizität: * Gefährdung: //Mensch +, Pferd +++//; Pferde gelten als zehnmal empfindlicher gegen Robinie als Rinder((Habermehl, G. G.; Ziemer, P. (2009): Giftpflanzen und Intoxikationen in der tierärztlichen Praxis. Hannover: Schaper. ISBN 978-3-7944-0208-3)) * //stark giftig ++//((Daunderer, M. (1995): Kompendium der klinischen Toxikologie. Sonderdr. Teil 3. Vergiftungen: Diagnostik und Therapie. Bd. 11. Pflanzen- und Tiergifte: Diagnostik und Therapie. Landsberg: ecomed. ISBN 3 609- 63740-4)) ===== Ausgewählte Inhaltsstoffe ===== * Rinde: ca. 1,6% Robin, Phasin, Syringin, 2-7% Protocatechingerbstoff\\ * Blätter: Indican, Asparagin, ca. 0,01 % ätherisches Öl, Acacetin\\ * Blüten: Robinin, Acaciin, Kämpferol, Acacetin\\ * Samen: Lektine, Canavanin Inhaltsstoffe aus Daunderer (1995)((Daunderer, M. (1995): Kompendium der klinischen Toxikologie. Sonderdr. Teil 3. Vergiftungen: Diagnostik und Therapie. Bd. 11. Pflanzen- und Tiergifte: Diagnostik und Therapie. Landsberg: ecomed. ISBN 3 609- 63740-4)), Canavanin aus Teuscher & Lindequist (2010)((Teuscher, E.; Lindequist, U. (2010): Biogene Gifte. Biologie - Chemie - Pharmakologie -Toxikologie. 3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. ISBN 978-3-8047-2438-9)) ===== Toxische Wirkungen ===== Als besonders giftig werden die Lektine //Robin// und //Phasin// in der Rinde beschrieben, während andere Inhaltsstoffe ohne toxikologische Bedeutung sind. Robin und Phasin sind echte Antigene und wirken agglutinierend (verklumpend) auf Erythrozyten und gewebezerstörend. Bei Menschen und Fleischfressern wird diese Wirkung vermisst((Wiesner, E.; Ribbeck, R. (2000): Lexikon der Veterinärmedizin. Stuttgart: Enke. ISBN 3-7773-1459-5)). Die Blätter enthalten hoch kondensiertes Tannin, welches ihre Verdaulichkeit verringert((Cheeke, P. R. (1998): Natural Toxicants in Feeds, Forages, and Poisonous Plants. 2nd. Ed. Danville IL: Interstate Publishers, Inc. ISBN 0-8134-3128-X)). Vergiftungsfälle sind fast ausschließlich für Pferde beschrieben. Gemäß Giftinformationszentralen wurden bei Menschen schon nach Aufnahme von 4-5 Samen Vergiftungssymptome festgestellt, andererseits 30 Samen auch problemlos vertragen. Offenbar kann der Gehalt der Wirkstoffe stark schwanken((Daunderer, M. (1995): Kompendium der klinischen Toxikologie. Sonderdr. Teil 3. Vergiftungen: Diagnostik und Therapie. Bd. 11. Pflanzen- und Tiergifte: Diagnostik und Therapie. Landsberg: ecomed. ISBN 3 609- 63740-4)). Vergiftungen sind bei Kindern nach dem Kauen von Samen bzw. von Rindenstücken beobachtet worden((Lohs, K., Elstner, P.; Stephan, U. (2009): Fachlexikon Toxikologie. Berlin, Heidelberg: Springer. ISBN: 978-3-540-27334-9)). Die Symptome waren, nach dem Kauen von Robiniensamen oder -blättern, überwiegend gastrointestinaler Natur. Häufig kam es zu Erbrechen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, gelegentlich Kopfschmeren, Schwindel, Müdigkeit und Apathie, wofür die Lektine verantwortlich gemacht werden. Beim Menschen kann erst die Aufnahme einer größeren Samenmenge auf Grund der toxischen Aminosäure //Canavanin//, die störend in den Argininstoffwechsel eingreift, zu Erbrechen und Durchfall führen((Teuscher, E.; Lindequist, U. (2010): Biogene Gifte. Biologie - Chemie - Pharmakologie -Toxikologie. 3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH. ISBN 978-3-8047-2438-9)).\\ ===== Rohnährstoffe ===== Tabelle 1: Rohnährstoffe, Blätter (in % der Trockenmasse)((Cheeke, P. R. (1987): Rabbit Feeding and Nutrition. Orlando, Florida: Academic Press Inc. ISBN 0-12-170605-2))\\ ^ ^Gehalt^ |Trockensubstanz|20,0| |Rohprotein|23,0| |Rohfaser|13,5| |Phosphor|0,2| |Calcium|2,7| |DE MJ/kg|8,4| ===== Weitere Informationen ===== Peter R. Cheeke((Cheeke, P. R. 1987. Rabbit Feeding and Nutrition. Orlando, Florida : Academic Press Inc., 1987. ISBN 0-12-170605-2)) schrieb z. B. zur Robinie: "//The black locust (Robinia pseudoacacia) is a temperate leguminous tree, which can be grown as a forage source. Black locust leaf meal is grown commercially in China as a feedstuff. Harris et al. (1984a)((Harris, D. J.; Cheeke, P. R.; Patton, N. M. (1984a). Evaluation of black locust leaves for growing rabbits. J. Appl. Rabbit Res. 7. 7-9)) evaluated black locust leaf meal as an ingredient (40%) of a pelleted diet for weanling rabbits. A diet with 40% alfalfa meal served as the control. Results (Table 14.11) indicate that black locust leaf meal is inferior to alfalfa meal as a feed for rabbits. Growth rate and the digestibilities of protein, fiber, and energy were reduced.//". (Deutsch: Die Robinie (Robinia pseudoacacia) ist ein Baum, der als Futterquelle angebaut werden kann. Mehl aus Robinienblättern wird in China kommerziell als Futtermittel eingesetzt. Harris et al. (1984a) überprüften 40% Robinienblattmehl als Bestandteil einer pelletierten Ernährung für entwöhnende Kaninchen. Eine Diät mit 40% Luzernemehl diente als Kontrolle. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass das Robinienblattmehl dem Alfalfamehl als Futter für Kaninchen unterlegen ist. Die Wachstumsrate sowie die Verdaulichkeit von Protein, Ballaststoffen und Energie waren reduziert.)\\ ==== Tiernahrung ==== * Blätter gelegentlich gefressen ((Rühle (2012): Beobachtungen an Hauskaninchen bei der Verfütterung eines Gemisches frischer Grünpflanzen)) * von Wildkaninchen //wenig, selten oder nur örtlich befressen//((Turcek, F. & Stiavnica, B.; Beitrag zur Kenntnis der Fraßpflanzen des Wildkaninchens, Oryctolagus cuniculus (Linne, 1758), in freier Wildbahn; Säugetierkundliche Mitteilungen; 1959; Heft 7; Seite 151 - 153; ISSN 0036-234)) * Einsatz in kommerziellen Kaninchenfuttermitteln in Indien und China((Cheeke, P. R. 1987. Rabbit Feeding and Nutrition. Orlando, Florida : Academic Press Inc., 1987. ISBN 0-12-170605-2)) ===== Zusammenfassung ===== Die Blätter der Gewöhnlichen Robinie (Robinia pseudoacacia) stellen als Futter für Kaninchen kein Problem dar. Steht ausreichend frische Nahrung zur Verfügung, ist auch das Benagen der Rinde als unkritisch zu sehen.\\ Das trifft nicht für Pferde zu! ===== Bilder ===== {{pflanzen:robinie_001.jpg?130}} {{pflanzen:robinie_002.jpg?130}} ===== Literatur/Internet ===== * Robinie in Wikipedia: [[http://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnliche_Robinie|Gewöhnliche Robinie]]\\ ---- {{counter|today}} {{counter|yesterday}} {{counter|total}}