Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


kastration:kastrationsfrist

Kastrationsfrist

Dr. Dorn gab in seinem Klassiker „Rassekaninchenzucht“1) von 1973 eine Frist von 10 Tagen an, nach der ein Rammler wieder in eine Gruppe mit Weibchen integriert werden könnte. Diese Frist gelte für Rammler, die bereits erfolgreich gedeckt hatten, weil dann „Fortpflanzungshormone in der ersten Zeit noch im Organismus vorhanden sind. Eine Befruchtung ist dann nicht ausgeschlossen, wenn der Rammler mit Häsinnen zusammen gehalten worden war und bereits Ejakulationen gehabt hat.“.

Testosteron wird im Hoden des Männchens und der Nebennierenrinde produziert. Im Körper der Nebenhoden (Caput epididymidis) reifen die Spermien und werden im Schwanz (Cauda epididymidis) gespeichert. Nach Niepel, 20072) sind Spermien im Nebenhoden 6-7 Tage lebensfähig. In der Wikipedia findet sich die Ausage (mit Quellen belegt), dass Spermien, die länger als zehn Tage reif sind und von den körpereigenen Abbaumechanismen (programmierter Zelltod) nicht beseitigt wurden, durch Ausfluss durch die Harnröhre in Ruhephasen wie z. B. während des Schlafes entsorgt werden.3)Lebensfähige“ Spermien bedeutet aber nicht zwingend „befruchtungsfähig“. Orgebin-Crist et al.4) stellten fest, dass die Befruchtungsfähigkeit von Spermien aus den Nebenhoden nach 1 Tag ohne Testosteron nicht mehr vorhanden war und nach 3-4 Tagen, wenn Testosteron noch mit im Spiel war.

Testosteron ist ein Hormon, welches (unter anderem) für die Spermatogenese unerlässlich ist, also für die Entwicklung zeugungsfähiger Spermien. Angeregt wird die Wirkung des Testosterons in den Keimdrüsen (Gonaden, Hoden) wiederum durch Hormone aus der Hypophyse, einer Drüse im Schädel. Orgebin-Crist et al.5) wiesen nach, dass 5α-Dihydrotesteron (DHT) offenbar wirksamer als Testosteron die Befruchtungsfähigkeit erhalten kann. DHT ist ein Abbauprodukt des Testosterons, das seine Wirksamkeit in den Nebenhoden entfaltet.

Eine Kastration bedeutet das Enfernen der Keimdrüsen (Gonaden). Im Falle der männlichen Kaninchen werden die Hoden und Nebenhoden entnommen (amputiert) und anschließend der Samenleiter ligiert (abgebunden). Das heißt, es werden nicht nur die Keimdrüsen entfernt, sondern mit ihnen auch der „Produktionsort“ des Testosterons und somit die Fähigkeit, Spermien befruchtungsfähig zu erhalten.

Abb. 1: Schematische Darstellung der männlichen Geschlechtsorgane

In Bezug auf die Überlebensfähigkeit und Befruchtungsfähigkeit von Spermien ist zwischen folgenden Fällen zu unterscheiden: die Überlebensfähigkeit von Spermien im intakten Organismus (ohne Kastration). Die beträgt etwa 10 Tage. die Befruchtungsfähigkeit der Spermien im intakten Organismus, die von deren Motilität abhängt, die wiederum von Testosteron und 5α-Dihydrotesteron (DHT) abhängen. Die beträgt 3-4 Tage. Das Befruchtungsfähigkeit der Spermien im kastrierten Organismus, also wenn Hoden und Nebenhoden fehlen. Die beträgt max. 1 Tag.

Aus den genannten Fakten geht hervor, dass eine Kastrationsfrist, die über 7 Tage hinausgeht, keinen Sinn ergibt und selbst diese ist schon mit einer sehr großen Sicherheit versehen.


1 0 109

1)
Dorn, F. K. 1973. Rassekaninchenzucht: ein Handbuch für Züchter, Zuchtrichter und Studierende. 3., überarb. Aufl. Melsungen : Neumann-Neudamm, 1973
2)
Niepel, G. 2007. Kastration beim Hund: Chancen und Risiken - eine Entscheidungshilfe. Stuttgart: Kosmos. ISBN 978-3-440-10121-6
3)
Wikipedia, 2018: Sperma. Internetressource, Download am 13.02.2018 von https://de.wikipedia.org/wiki/Sperma
4) , 5)
Orgebin-Crist, M.-C.; Jahad, N.; Hoffman, L. H. 1976. The effects of testosterone, 5α-dihydrotestosterone, 3α-androstanediol, and 3β-androstanediol on the maturation of rabbit epididymal spermatozoa in organ culture. Cell and tissue research 167.4: 515-525
kastration/kastrationsfrist.txt · Zuletzt geändert: 2023/09/27 20:30 von andreas

Donate Powered by PHP Valid HTML5 Valid CSS Driven by DokuWiki