Inhaltsverzeichnis
Defektgene
Identifizierte Defektgene
Tabelle: Molekulargenetisch identifizierte Defektgene*
Gen | Defekte/ nachteilige Variante | Phänotyp/ Erbkrankheit | Anmerkungen |
---|---|---|---|
Zusammenhang mit einem Zuchtziel (z.B. 1), 2)) vorhanden | |||
KIT | Siehe KIT („Weißling“/ „Chaplin“, subvital bei Reinerbigkeit) | Zuchtverbot empfohlen (siehe Qualzuchtmerkmale) | |
HMGA2 | Siehe HMGA2 („Peanut“, lethal bei Reinerbigkeit) | Zuchtverbot empfohlen (siehe Qualzuchtmerkmale); mögliche Testmethode: Multiplex-PCR3) |
|
TYR | Siehe TYR (fehlende Schutzfunktion von Melaninen bei inaktiver Tyrosinase, „Gesundheitliche Bedeutung des Albinismus“) | Grad der Belastung möglicherweise gering (nicht definiert) | |
Kein Zusammenhang mit einem Zuchtziel4)5) vorhanden | |||
RORB (Retinoid-Related Orphan Nuclear Receptor B) | 6) | Akrobat: Gangstörung – schnelle Fortbewegung nur auf den Vorderbeinen, d.h. kein normales Hoppeln möglich; außerdem Erkrankung der Augen7)8)9)10) | Genetisches Material ausschließlich für Forschungszwecke kryokonserviert11) |
PLP1 (Proteolipid protein 1), X-chromosomal | Tremor | Tiermodell für Forschungszwecke12) | |
CYP11A1 (Cytochrome P450 family 11 subfamily A member 1) | 13) | Nebenniereninsuffizienz | Tiermodell für Forschungszwecke14) |
LDLR (Low density lipoprotein receptor) | Hyperlipidämie | Watanabe Heritable HyperLipidemia (WHHL) strain, Mutation 1973 entdeckt und erstmals 1980 beschrieben (Y. Watanabe, Japan); Tiermodell für Forschungszwecke15) | |
MFSD8 (Major facilitator superfamily domain containing protein 8) | 16) | Neuronale Ceroidlipofuszinose: Lysosomale Speicherkrankheit, progressiv neurodegenerative Erkrankung; beobachtet bei einer Familie von Löwenkopf-Zwergkaninchen (bestehend aus 4 Tieren), Krankheitsausbruch bei reinerbig vorliegender Defektvariante (bestätigt bei 1 Tier) etwa im Alter von 2 bis 3 Jahren17) |
*: Natürlich vorkommende, d.h. ausgenommen gentechnisch erzeugte Defektgene
Genetische Last
Natürliche Selektion fördert die Verbreitung vorteilhafter Genvarianten innerhalb von Populationen. (Meist schwach) Nachteilige Varianten können sich dennoch in niedrigen Frequenzen erhalten. Demographische Prozesse können diese „genetische Last“ in Populationen verändern – den wichtigsten Faktor für eine Anhäufung nachteiliger Varianten stellen Flaschenhalsereignisse dar.
So zeigten Makino et al., 201818) – anhand des Datensets von Carneiro et al., 201419) – einen erhöhten Anteil mutmaßlich schädlicher Varianten bei Hauskaninchen als Folge ihrer Domestikation, sowohl in konservierten, nicht-codierenden (d.h. regulatorischen) als auch in Protein-codierenden Bereichen.
Ein bedeutender Aspekt bei der Quantifizierung der genetischen Last sind additive, rezessive oder epistatische Effekte. Allein anhand von Sequenzdaten sind zuverlässige Aussagen über die Fitness von Individuen oder Populationen kaum möglich.20)
Robinson et al., 202321) (Review)
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